Chronische Schmerzen
Vom Warnsignal zum Dauergast
Er bohrt, klopft, brennt, zieht, er pocht, klopft oder drückt – der Schmerz hat viele Spielarten. Und egal wie er sich genau anfühlt – unangenehm ist er immer. Akute Schmerzen sind ein lebenswichtiges Warnsignal. Wenn sich der Schmerz verfestigt und Patienten monatelang leiden, wird der Reiz selbst zur Krankheit. Mit einer gesunden und aktiven Lebensweise können Sie dem chronischen Schmerz vorbeugen.
Autsch! Wenn wir der heißen Herdplatte zu nah kommen, den Finger in der Tür einklemmen oder wenn nach einem anstrengenden Tag der Kopf brummt – dann ist der Schmerz ein Warnsignal. Als überlebenswichtiger Helfer macht er uns auf Erkrankungen und auf Gefahren aufmerksam. Rezeptoren in der Haut nehmen Druck oder Hitze wie Fühler wahr und leiten diese Information weiter an das Rückenmark.
Dr. Jan-Peter Jansen, ärztlicher Leiter des Schmerzzentrums Berlin erklärt: "Im Rückenmark wird bewertet, ob der Schmerz so wichtig ist, dass das Gehirn, davon erfahren soll. Landet die Information im Gehirn, wird der Reiz blitzschnell verglichen mit früheren Schmerzerfahrungen." Dann bewertet das Gehirn: Lässt sich der Schmerz aushalten? Droht eine Gefahr? Die Wahrnehmung ist von vielen Faktoren abhängig.
Das Gehirn interpretiert Schmerzen immer situationsgebunden und immer unterschiedlich.
Schmerzen, die bleiben
Ist die Erkrankung verheilt, die Gefahr gebannt, verschwindet der Schmerz wieder. Meistens. Bei manchen Patienten entwickelt der Schmerz ein "Eigenleben". Hält das Brennen, Klopfen oder Ziehen länger als drei Monate an, spricht die Medizin von chronischen Schmerzen. Etwa 28 Prozent der Deutschen berichten über chronische Schmerzen, so die Deutsche Schmerzgesellschaft. Die wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft schätzt die Anzahl der Schmerzkranken auf etwa 2,2 Millionen. Bei ihnen kommen zu den chronischen Schmerzen starke körperliche und psychische Beeinträchtigungen hinzu. "Das sind Leute, die seit zehn Jahren Rückenschmerzen haben oder jeden Tag Migräne. Ihr Leben ist vom Schmerz bestimmt", erklärt Jansen. Bei den Betroffenen verändert sich das schmerzverarbeitende System im Körper, so dass es sogar selbst Schmerzsignale erzeugt.
Am häufigsten betroffen sind der Rücken, der Kopf und die Gelenke.

Doch welcher Schmerz wird chronisch?
"Wir beobachten zum Beispiel, dass Menschen mit geringen Einkommen häufiger von Schmerzen betroffen sind. In der Regel sind diese Menschen sehr fremdbestimmt, sie haben wenig Spielraum. Sie können an der Arbeit oft wenig entscheiden, sie können sich vieles nicht leisten. Das bedeutet nicht, dass sie unglücklicher sind. Aber diese Fremdbestimmtheit führt zu einer Dauerspannung, die Schmerzen verursachen kann", erklärt Dr. Jansen. Vermeiden lassen sich chronische Schmerzen mit einer gesunden Lebensweise und einem erfüllten Berufs- und Privatleben.
Chronischen Schmerzen vorbeugen
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Ernähren Sie sich gesund mit wenig Fleisch und viel Gemüse.
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Reduzieren Sie Alkohol und Nikotin.
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Vermeiden Sie Lebensmittel mit viel Zucker, Fett und Zusatzstoffen.
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Integrieren Sie Bewegung in Ihren Alltag – am besten jeden Tag. Vielen Menschen helfen Fitnessarmbänder vom Sofa runterzukommen. Sie erfassen Bewegungen wie Laufen oder Schwimmen und erinnern den Träger nach langem Sitzen daran, auf die Beine zu kommen.
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Versuchen Sie Stress zu reduzieren. Holen Sie sich Hilfe zum Beispiel bei der Pflege von kranken Angehörigen.
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Verwirklichen Sie sich im Beruf. Wer seine Arbeit nicht erfüllend findet oder keine Anerkennung findet, wird schneller krank.
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Seien Sie aktiv: Treffen Sie Familie und Freunde, gehen Sie Hobbys nach.

Wer seine Schmerzen nicht los wird, sollte schnell zum Arzt. Denn je länger sie andauern, desto höher ist das Risiko, dass der Schmerz chronisch wird. Erster Ansprechpartner sind die Hausärzte, die gegebenenfalls an Schmerzmediziner überweisen. Einen Tipp hat Jan-Peter Jansen noch für seine Patienten: "Seien sie mal wieder richtig verliebt. Sich in einer Beziehung geliebt und geborgen zu fühlen, das tut den Leuten richtig gut."
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