Heilige Nacht, eisigeNacht
Wenn es an Weihnachten knallt
Dieses Weihnachten werden wir anders als die Jahre zuvor verbringen. Eine eingeschränkte Zahl der Teilnehmer bedeutet aber nicht automatisch, dass sich alle harmonisch in den Armen liegen. Nach diesem Corona-Jahr sind wir definitiv gestresst - ein guter Nährboden für Konflikte, die besonders gerne bei Familienfesten an die Oberfläche kommen. Mit einem guten Konfliktmanagement schaffen Sie aber auch das. Lesen Sie unsere Tipps für ein paar entspannte Feiertage.
Warum streiten sich Familien ausgerechnet an Weihnachten? Natürlich spielt allgemeiner Weihnachtsstress eine Rolle. Wenn die ganze Familie zusammenkommt, sind einige Mitglieder gezwungen, Dinge zu machen, auf die sie keine Lust haben: Der Pflichtbesuch bei Oma, die Kirchenmesse oder der Smalltalk mit dem sonst gemiedenen Onkel. Schlechte Stimmung macht sich breit.
Oft kommt noch Perfektionismus und übersteigerte Erwartungen dazu: Nur wenn alles perfekt aussieht, alle pünktlich da sind und das Essen auf den Punkt serviert wird, ist das Fest gelungen. Natürlich klappt das in den wenigsten Fällen. Doch meist befindet sich der Gastgeber oder die Gastgeberin bereits am Rande der Erschöpfung, wenn er oder sie das realisiert. Außerdem bestehen Familien aus mehreren Generationen, Weltanschauungen, Charakteren und Bildungshintergründen – dass gelegentlich dicke Luft herrscht, ist ganz normal. Und auch angestaute Konflikte brechen oft gerade an Weihnachten aus. Wie können Familien damit umgehen?
Vorbereitung ist alles
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Als Gast
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Wer seine Verwandten kennt, kann meist schon vorher einschätzen, was Konflikte auslösen könnte. Die perfektionistische Mutter, der konservative Vater, der selbstgefällige Onkel – im Grunde wissen wir genau, was uns beim Weihnachtsfest erwartet.
Wer damit rechnet, dass es zu Spannungen kommt, ist besser gewappnet. So kann man sich vorher Antworten auf nervige Fragen überlegen. Nicht auf blöde Bemerkungen einzugehen ist eine Kunst, doch wenn Sie sich das im Vorfeld bewusst vornehmen, können Sie daraus ein Spiel machen. Zählen Sie taktlose Bemerkungen und belohnen Sie sich für jede Nicht-Antwort. Und gönnen Sie sich am Ende vielleicht ein Extra-Stück Kuchen für all die mentale Stärke.
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Als Gastgeber
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Sind Sie der Gastgeber oder die Gastgeberin, wissen Sie ebenfalls vorher, wer wen mag und wer sich lieber aus dem Weg gehen sollte. Die Gästeliste oder zumindest die Sitzordnung dürfen daraufhin überdacht werden.
Sie wissen auch, wer Vegetarier ist und wer keine Laktose verträgt und können essenstechnisch vorsorgen. Vielleicht sollte sich die Familie darauf einigen, dass nur diejenigen an Heiligabend in die Kirche gehen, die es auch wirklich möchten, während die anderen einen winterlichen Spaziergang machen können. Oder die Atheisten werden gebeten, einmal die Zähne zusammenzubeißen und den Großeltern zuliebe doch mitzukommen.
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Kinder
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Ein großer Fehler ist es, Kindern keine Wahl zu lassen: "Wir bestimmen in unserem Haus, ihr kommt jetzt gefälligst mit!" Mit solch einer starren und konfrontativen Kommunikation erreicht man zwar manchmal sein Ziel, aber selbst wenn der Gang zur Kirche gemeinsam stattfindet, ist die Stimmung wahrscheinlich vergiftet.
Besser ist es, auf gegenseitiges Verständnis zu plädieren. Zum Beispiel so: "Bitte tut Oma und Opa den Gefallen und kommt mit. Die Messe dauert auch nicht lange, und es bedeutet euren Großeltern sehr viel." Oft meckern die Kinder dennoch, was auch ihr gutes Recht ist, aber kommen den Großeltern zuliebe mit.
Gerade wer schon Erfahrung mit dicker Luft am Weihnachtstisch hat, könnte potenzielle Konfliktsituationen im Vorfeld ansprechen. Sie können (und sollten!) zum Beispiel alle darauf festlegen, dass sie unterm Baum auf politische Debatten verzichten, denn Politik entzweit auch noch die harmonischsten Familien. Und alternative Themen vorschlagen, ansprechen, vertiefen, damit gar nicht erst die Versuchung entsteht, sich in die Untiefen gesellschaftlicher Diskurse zu begeben. Auch Gesellschaftsspiele oder Ähnliches können wunderbar von gefährlichen Themen ablenken.
Wie Sie Situationen entspannen könen
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Flüchten
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Wenn Sie merken, dass das Gespräch mit einem Familienmitglied Ihre Nerven gefährlich überstrapaziert, entschuldigen Sie sich und suchen sich einen anderen Gesprächspartner: "Ich muss kurz mit Mama sprechen."
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Sich beschäftigen
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Oder suchen Sie sich eine Beschäftigung: Weihnachtsbaum dekorieren, Plätzchen backen, in der Küche mithelfen oder irgendwas reparieren. Wenn Sie eine Mission haben, haben Sie gar keine Zeit für Streit. Selbst wenn jemand es unbedingt darauf anlegt, Ihnen seine Meinung zu Ihrer neuen Frisur mitzuteilen, haben Sie so eine gute Ausrede, nicht ins Gespräch zu kommen.
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Verstecken
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Was zu Unrecht einen schlechten Ruf hat und auch helfen könnte: Sich für ein paar Minuten im Badezimmer verstecken. Ein hervorragendes Mittel, um sich zu beruhigen und abzuwarten, bis brenzliche Themen vorbei sind. Zu Not wechseln Sie ins andere Zimmer und rufen einen Freund an – oder täuschen ebendies vor.
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Humor
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Ihre Mutter ist wieder überkritisch, Ihre Großmutter will wissen, wann Sie endlich Kinder bekommen wollen und Ihr Vater hört nicht auf, Ihre Kleiderwahl zu kommentieren? Nehmen Sie es mit Humor, auch wenn das zunächst schwierig sein kann. "Ihr habt so Recht. Wann lerne ich endlich dazu?" Mit einem Augenzwinkern gesagt, kann so etwas vielen Konflikten den Wind aus den Segeln nehmen, sodass die Familienmitglieder sich endlich anderen Themen zuwenden.
Wenn Sie dagegen argumentieren, liefern Sie nur weitere Anknüpfungspunkte, sodass der Streit niemals aufhört. Schweigen, lächeln oder einen (nicht gemeinen!) Witz machen. Entziehen Sie sich der inhaltlichen Diskussion, vergeht bei den anderen oft die Lust, weiter zu sprechen und Sie können aufatmen.

Gewaltfreie Kommunikation
Egal, wie gut Sie vorsorgen – gänzlich lassen sich Konflikte trotzdem nicht vermeiden. Wenn es am Ende doch passiert, heißt es nicht, dass das Fest komplett im Eimer ist. Viel wichtiger ist es, auf entstehende Konflikte richtig zu reagieren und sie nicht eskalieren zu lassen. Dabei kann man zum Beispiel auf die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Rosenberg zurückgreifen.
Im Kern geht es dabei um Empathie – dem anderen zuhören, offen für sein Anliegen zu sein und dann im besten Fall mit ihm gemeinsam nach einer Lösung zu suchen. Das ist je nach Fall mal einfacher und mal schwieriger. Doch wer sagen kann: "Deine Worte verletzen mich. Was machen wir nun?", kann oft mehr erreichen, als diejenigen, die darauf beharren, Recht zu haben und nur dem anderen die Schuld geben. Am Ende haben alle trotz aller Verschiedenheiten ein gemeinsames Ziel: Ein schönes, ruhiges Fest.
Auf den Punkt gebracht
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Schon im Vorfeld unterschiedliche Haltungen (z.B. Vegetarier / Fleischesser, gläubig / nicht gläubig) beachten
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Konflikte als normal akzeptieren und nicht um jeden Preis vermeiden wollen
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Mentale Vorbereitung ist alles. Familienmitglieder werden Sie nerven, nehmen Sie sich vor, nicht inhaltlich darauf einzugehen. Stellen Sie zum Beispiel Fragen und lassen Sie die Menschen über sich selbst sprechen
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Überlegen Sie sich im Vorfeld Ausreden, falls der Kontakt mit den Verwandten Sie doch zu sehr nervt, gehen Sie raus, machen Sie einen Spaziergang oder brechen im Extremfall früher auf
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Versuchen Sie, auch für die nervigsten Familienmitglieder so etwas wie Empathie zu finden und Ihren Punkt mitzuteilen, ohne darauf zu beharren, wer Recht hat – so kommt man meist schneller zu einem Kompromiss
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