Klettere über dich selbst hinaus!
Klettern fordert Kraft, Ausdauer und Koordination - aber auch den Geist. Wie unsere Kollegin dazu kam und warum sie immer wieder hoch hinaus will, beschreibt sie hier.
Ich wollte unbedingt bei meinen Bekannten mitfahren, um mit ihnen Klettern zu gehen. Südfrankreich, Rhone-Tal. Unberührte Natur. Heiße 30 Grad. Durch Gestrüpp und Unterholz kämpfen wir uns zum Einstieg des Felsens. Auf einem schmalen Sims wird das Material sortiert und die Route vorgestiegen. (Vorstieg = Das Vorangehen in einer Kletterroute durch einen Vorsteiger, eingebunden in ein Kletterseil. Das Seil dient zusammen mit den vom Vorsteiger gelegten Zwischensicherungen als Schutz gegen Absturz.) Und dann darf auch ich endlich meine erste Route klettern. Nach 30 Metern sind meine Hände schweißnass, die Knie und Ellenbogen abgeschrammt und der Blick ins 200 Meter tiefe Rhone-Tal unglaublich.
Zurück im Flachland will ich unbedingt mehr lernen und suche nach einer Klettergruppe. Vor rund 15 Jahren gar nicht so einfach! Aber immerhin finde ich in Berlin eine Halle und einen Outdoor-Kunstfelsen. (Mittlerweile gibt es an jeder Ecke Möglichkeiten die Senkrechte zu erleben.) Es folgen viel theoretischen Wissen, Materialkunde und jede Menge blaue Flecken und Schürfwunden. Das Klettern ist eine ganz neue Herausforderungen, denn: Beim Klettern erfahren Körper und Geist unendlich variable Bewegungsabläufe – im Gegensatz zu den sich wiederholenden Bewegungsmustern wie beim Laufen oder Radfahren.
So nach und nach wage ich mich weiter vor: Sächsische Schweiz, verschiedenen Steinbrüche und natürlich die Alpen. Auch Gewitter, Wespen, Schneeverwehungen und gesperrte Felsen wegen Vogel-Brutzeiten fordern mir einiges ab. Erfahrungen wie 35-Kilo-Rücksäcke mit Seil und Metall einen Tag lang den Berg hoch schleppen, um dann zwei Tage auf gutes Wetter zu warten und genau einen Tag am nassen Stein klettern zu können, sind Erfahrungen die einen reifen lassen, die jeden Felskontakt zu etwas Besonderem werden lassen. Wenn man mit sich alleine in der Wand unterwegs ist, ist man fokussiert auf das hier und jetzt und kommt unweigerlich in eine Flow.
P.S. Kletterer kommen nicht viel zum Fotografieren, denn sie
- haben dreckige Hände voll Sand, Gras, Fels
- haben blutige oder verkrampfte Finger
- haben meist keine Hand frei
- sichern grade den Partner
- essen und trinken
- haben die Kamera ganz tief unten im 35 kg Rucksack verstaut
- oder sie erleben den Moment mit allen Sinnen und haben keine Lust auf Fotos
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