Von zehn auf hundert
Im Vergleich zu anderen Ländern steckte das deutsche Gesundheitssystem beim Thema Digitalisierung noch in den Kinderschuhen. Große Potenziale für die Versorgung wurden lange Zeit nicht genutzt. Viele Ärztinnen und Ärzte sowie andere Leistungserbringer fremdelten mit dem Wandel und hielten an ihren Faxgeräten fest. Telemedizin war für viele ein Begriff und oftmals nicht viel mehr. Mit Leben gefüllt hat ihn die Corona-Pandemie.
Wie auch in vielen anderen Bereichen trug Corona zu einem Umdenken bei. Gab es in Deutschland zuvor nur zwei Pilot-Regionen, in denen telemedizinische Behandlungen durchgeführt werden durften, kippte im März 2020 das Fernbehandlungsverbot bundesweit. Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeuten konnten nun Patientinnen und Patienten ohne vorherigen persönlichen Erstkontakt ausschließlich telefonisch oder per Internet behandeln. Dieser Schritt wurde angesichts leerer oder übervoller – je nach Situation - Wartezimmer notwendig. Und wurde dankbar angenommen. Betreiber von Telemedizinplattformen berichteten von über 1.000-prozentigen Wachstumsraten.
Vorhandene Strukturen genutzt
Die mkk war in der sehr guten Ausgangslage, bereits drei Jahre zuvor mit unserem Kooperationspartner TeleClinic Strukturen für digitale Arztsprechstunden gelegt zu haben. Auf diesen bauten wir auf und konnten innerhalb kürzester Zeit unseren Kundinnen und Kunden eine Online-Corona-Sprechstunde anbieten. Wer andere Beschwerden hatte, konnte sich von Allgemeinmedizinern oder Fachärzten telemedizinisch beraten lassen.
Gute Rahmenbedingungen hatten wir auch im Bereich der psychotherapeutischen Versorgung. Mit uns vertraglich verbundenen Therapeuten räumten wir umgehend die Option für die videogestützte Psychotherapie ein. Mit Novego hatten wir zudem bereits ein niedrigschwelliges Online-Beratungsangebot, mit "start: Psychotherapie und Coaching" einen bestehenden Vertrag, der eine digitale psychotherapeutische Behandlung umfasste.
Davon profitierte unter anderem auch das Innovationsfondsprojekt STEP.De – Sporttherapie bei Depression. Präsenzveranstaltungen waren unter Pandemiebedingungen nicht möglich. Durch die Online-Anbindung der psychologischen Beratung und des Sportprogramms konnten wir das Projekt zu einem erfolgreichen Abschluss bringen und die Voraussetzungen dafür schaffen, diese besondere Versorgung zukünftig nicht nur in Berlin und Brandenburg anbieten zu können.
Auch auf anderen Verträgen konnten wir aufsetzen. Zum Beispiel erweiterten wir unsere Kooperation mit viMUM, um sie den Bedingungen einer Pandemie anzupassen. Der Selektivvertrag erhielt in kürzester Zeit für die Zielgruppe Schwangere und junge Familien neben dem Geburtsvorbereitungskurs weitere Schwerpunkte: fachkundige digitale Beratung durch Gynäkologen und Hebammen sowie Online-
Kurse zum Thema Stillen und Rückbildung.
Innovationskraft gestärkt
Dass Vertragsverhandlungen und Produktentwicklung auch in Pandemiezeiten möglich und erfolgreich sind, haben wir mit unserem ersten digitalen Pitch Day und zwei neuen Leistungen gezeigt.
Im Herbst luden wir fünf Start-ups ein, die uns virtuell ihre Produkte vorstellten und im Pitch gegeneinander antraten. Unser Ziel war es, die Innovationskraft, den motivierenden Spirit und den Fokus der Unternehmen zu nutzen und sie in unsere Produktentwicklung mit einfließen zu lassen. Wir bekamen interessante digitale Ansätze in den Bereichen Rückengesundheit, Physiotherapie oder Arzneimittelsicherheit präsentiert. Dieser neue, für Krankenkassen doch eher unübliche Weg hat sich gelohnt: Wir handeln gerade mit dem Sieger einen Selektivvertrag aus, was uns seit Herbst 2020 im Rahmen des Digitale-Versorgungs-Gesetzes möglich ist. Um den Vertrag bedarfsgerecht zu gestalten, testen bereits 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die App.
Neue Leistungen auf den Weg gebracht
Wartezeiten für einen Facharzttermin sind oftmals lang. Corona hat diese Situation alles andere als entspannt. Mit InVirto bieten wir daher als eine der ersten Krankenkassen in Deutschland ein digitales Behandlungskonzept gegen Angststörungen an. Mit therapeutischer Unterstützung kann es jederzeit zu Hause durchgeführt werden. Mit Hilfe einer App sowie einer Virtual-Reality-Brille erlernen die Betroffenen Strategien, mit ihren Ängsten umzugehen.
Diese digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) kann auch als sogenannte "App auf Rezept" ärztlich verordnet werden. Wir sind mit unserer Kooperation mit InVirto einen Schritt weiter gegangen und haben einen Selektivvertrag abgeschlossen. Seine Inhalte sind qualitativ differenzierter als die der DiGA, denn die Patientinnen und Patienten stehen unter anderem persönlich mit Psychologen im engen Austausch.
Eine bessere Versorgung verspricht auch Dermtest. Die digitale Anwendung stützt sich auf die Teledermatologie, bei der insbesondere die Früherkennung von Hautkrebs einen großen Stellenwert einnimmt. Hausärzte können in ihrer Praxis dermatoskopische Bilder von verdächtigen Muttermalen erstellen und zur schnellen Konsultation per Telekonsil an einen Dermatologen senden. Lange Wege und Wartezeiten erübrigen sich somit für Patientinnen und Patienten.
„Wir sind in eine neue Phase der Digitalisierung des Gesundheitswesens eingetreten. Die Strukturen dafür hatten wir schon gelegt. Deshalb war es einfach, unseren Kundinnen und Kunden schnell digitale Alternativen anbieten zu können.
Auf diesem Erfahrungsschatz bauen wir auf. Neue Situationen zu bewerten wird unsere Aufgabe sein, ebenso Versorgungslücken oder strukturelle Probleme frühzeitig zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu entwickeln.“
Martina Zimmermann, Leiterin des Bereichs Versorgung und Verträge
Lektionen gelernt
Corona hat die Entwicklungen im Gesundheitswesen und die Akzeptanz digitaler Lösungen in nicht gedachter Weise beschleunigt. Vielen Playern am Markt und auch der Bevölkerung ist bewusst geworden, dass die Telemedizin ein weiteres Behandlungsfeld ist, das die Beratung und Therapie ergänzt.
Unsere Aufgabe war es, die Versorgung während der Pandemie sicherzustellen und Alternativen anzubieten, wenn eine Vor-Ort-Behandlung nicht möglich war. Wir hatten den großen Vorteil, Kooperationen entsprechend umgestalten zu können. Ebenso konnten wir auf bereits bestehende digitale Lösungen zurückgreifen.
Die Pandemie hat gezeigt, dass wir gut aufgestellt sind, um auf Veränderungen schnell reagieren zu können. Darauf ruhen wir uns nicht aus. So haben wir zum Beispiel monatliche Trendmeetings ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich um ein Format, das es uns ermöglicht, bereichsübergreifend im Austausch zu innovativen Lösungsideen zu stehen und zu bleiben. In diesem Rahmen werden unter
anderem gescoutete Start-ups vorgestellt und Entscheidungen über weitere Kooperationen getroffen. Ebenso findet ein Austausch über relevante Services statt.
Der Pitch Day war ein Event, der aus den Trendmeetings resultierte. Das VBU.Lab ist ein weiteres Format, um digitale Inhalte weiterzuentwickeln. Hier stehen die Kundinnen und Kunden im Mittelpunkt: Digitale Lösungen sollen vorab getestet und gemeinsam weiterentwickelt werden.
Wir haben somit die Voraussetzungen geschaffen, um mit dem Tempo der Entwicklungen mithalten und stets an unserem Ziel festhalten zu können: die Gesundheitsversorgung - egal unter welchen Rahmenbedingungen - im Sinne unserer Kundinnen und Kunden mitzugestalten.
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