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17.10.2022 Kooperation

Kneipp-Gesundheitskonzept

Ist es möglich, durch regelmäßige Kneippanwendungen die Krankentage bei Kitakindern zu verringern? Mit dieser Forschungsfrage beschäftigt sich das Forschungsteam "Integrative Medizin in der Kinderheilkunde" der Charité – Universitätsmedizin Berlin gemeinsam mit der Krankenkasse mkk und dem Kneipp-Bund e.V., im gemeinsamen Modellprojekt "Integration eines Kneippschen Gesundheitskonzeptes in Kindertagesstätten" in Berlin und Umland.

Seit Jahrzehnten schwören einige Kindertagesstätten in Deutschland auf das Konzept der Hydrotherapie1 nach Kneipp als gesundheitsfördernde Maßnahme. Nun sollen neben positiven Erfahrungsberichten wissenschaftlich belastbare Daten gesammelt werden, inwieweit die Durchführung eines Kneipp-Gesundheitskonzepts in der Kita bei Kindern zur Prävention von Atemwegsinfekten und Stärkung der Resilienz und allgemeiner Lebensqualität beitragen kann.

Im Rahmen einer gemeinsamen wissenschaftlichen Beobachtungsstudie mit 240 Kindern im Alter von zwei bis sechs Jahren wird in Berliner Kitas das Kneipp-Konzept in den Kita-Alltag integriert. Dabei sollen die Effekte insbesondere der Wasseranwendungen auf Infektanfälligkeit, Stressempfinden, Lebensqualität und Stimmung bei den Klein- und Vorschulkindern wissenschaftlich untersucht werden. Erste Ergebnisse sind Ende 2024 zu erwarten. Interessierte Kitas aus Berlin und dem Umland können sich für eine Teilnahme bewerben.

Frühe Weichenstellung für ein gesundes Leben

"Wir stellen bereits bei kleineren Kindern eine zunehmende Belastungssituation fest – hervorgerufen durch steigenden Leistungsdruck, Stress oder Bewegungsmangel. Das hat Folgen für die allgemeine Lebensqualität und Gesundheit der Kinder – vor allem aber wirkt es sich ungünstig auf den späteren Lebensverlauf und die Gesundheit im Erwachsenenalter aus", erläutert Dr. Sarah B. Blakeslee. Die Gesundheitswissenschaftlerin führt die Studie seitens der Charité durch.

"Es gibt Hinweise aus den Kneipp- Kitas, dass Kinder dort durch das Kneipp-Gesundheitskonzept weniger Infekte bekommen. Ob dies wirklich so ist, werden wir in dieser Studie wissenschaftlich untersuchen", so Blakeslee weiter.

"In der frühen Kindheit werden Grundhaltungen und Verhaltensmuster in Bezug auf die eigene Gesundheit entwickelt. Daher ist es wichtig, Kinder so früh wie möglich an eine gesundheitsfördernde Lebensweise heranzuführen, und die Kita ist das ideale Setting, um Familien aus allen sozialen Schichten zu erreichen", stellt Astrid Salomon, Referentin für Prävention bei der mkk fest.

Aufbau der Studie

Nach Anfang der Studie im September werden ab Dezember 2022 drei bis vier verschiedene Berliner Kitas ein ganzheitliches Kneipp-Gesundheitskonzept nach den Richtlinien des Kneipp-Bunds e.V. einführen, in dessen Rahmen eine freie, tägliche Auswahl an gesundheitsfördernden Maßnahmen aus den fünf Elementen nach Kneipp praktiziert wird, die in den regulären Kita-Betrieb eingebettet sind.

  • Wasseranwendung (Wasser- und Tautreten, Güsse, kalte und warme Fuß- und Armbäder),
  • Bewegung (Parcours, Mobilität, Bewegung im Freien, Barfußpfad),
  • Ernährung (vollwertige Ernährung, Ernährungsbildung, Sinnesschulung, Rezeptideen),
  • Lebensordnung (regelmäßige Aktivierung- und Ruhephasen, Rituale, Fest der Jahreszeiten), und
  • Naturerleben (Kennenlernen heimischer Kräuter, Kräutergarten, Sinneserfahrungen).

Viele Bereiche des Kneipp-Gesundheitskonzeptes sind kongruent mit dem Berliner Kita Bildungsprogramm und es wird der Fokus in der wissenschaftlichen Beobachtungsstudie durch die Charité auf die Wasseranwendungen gelegt. Eine Kontrollgruppe von drei bis vier entsprechenden Kitas durchläuft den regulären Kita-Betrieb ohne Kneippsche Anwendungen und führt erst nach Abschluss der wissenschaftlichen Begleitstudie das Kneipp-Konzept ein.

Nach Abschluss der Studie werden die krankheitsbedingten Kita-Fehltage und hieraus abgeleitete Infektionsanfälligkeit der Kinder in den Kneipp-Kitas mit denen in der Kontrollgruppe verglichen.

"Ob Wassertreten, Armbäder oder Güsse – Kinder lieben Wasser und haben Spaß am Kneippen! Gerade die Herbst- und Winterzeit in der Kita ist immer von zahlreichen Infekten geprägt. Mit den Wasseranwendungen führen wir die Kinder ganz spielerisch an einen gesunden Lebensstil und hoffen, dass wir mit positiven Projektergebnissen auch viele weitere Kitas von dem Konzept überzeugen können", fasst Thomas Hilzensauer, Bundesgeschäftsführer, Kneipp-Bund e.V. zusammen.

1 Als Hydrotherapie wird der Gebrauch von Wasser zur Linderung und Heilung von akuten und chronischen Krankheiten bezeichnet. Die sogenannte Wasserheilkunde wird durch Ärzte, Physiotherapeuten bzw. Hydrotherapeuten und Heilpraktiker angewendet und war bereits in der Antike verbreitet.

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