Männerschwangerschaft – real oder Einbildung?

Stimmungsschwankungen, Morgenübelkeit und Gewichtszunahme – verschiedene Studien haben ergeben, dass auch bei Männern diese und ähnliche Beschwerden auftreten können, wenn ihre Frau schwanger ist. Aber was hat es auf sich mit der sogenannten Männerschwangerschaft?

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Was ist eine Männerschwangerschaft?

Unter „Männerschwangerschaft“ versteht man nicht eine tatsächliche Schwangerschaft bei Männern. Es sind eher die Symptome und Empfindungen, die einige Männer während der Schwangerschaft ihrer Partnerin erleben.

Diese Symptome ähneln den körperlichen Beschwerden, die werdende Mütter vor allem im ersten Trimester ihrer Schwangerschaft haben. Mit „Couvade-Syndrom“ gibt es dafür sogar einen wissenschaftlichen Begriff.

Die Bezeichnung geht auf den französischen Begriff „couver“ zurück, was so viel wie „brüten“ oder „umhegen“ bedeutet. Forscherinnen und Forscher gehen davon aus, dass es sich beim sogenannten Couvade-Syndrom um einen im Laufe der Evolution entwickelten Brutpflegemodus handelt. Bewiesen ist das aber nicht.

Fest steht hingegen, dass eine der Ursachen dafür Änderungen im väterlichen Hormonhaushalt sind. Die Männer machen sich diese Beschwerden häufig gar nicht bewusst. Neben den körperlichen Veränderungen erleben sie auch Stimmungsschwankungen und emotionale Belastungen, sind etwa depressiv gestimmt.

Das Couvade-Syndrom kann nicht nur bei Männern auftreten. Denn es finden sich auch Beispiele für Frauen in einer Partnerschaft oder sogar Töchter schwangerer Mütter, die das Couvade-Syndrom haben können. Daher spricht man manchmal auch von einer „Co-Schwangerschaft“.

Wie entsteht die sogenannte Männerschwangerschaft?

Einige Theorien besagen, dass die Symptome eine Form der Empathie sind. Werdende Väter versuchen, sich in die Situation ihrer schwangeren Partnerin hineinzuversetzen.

Forschungsarbeiten der University of London zeigen, dass Männer mit Couvade-Syndrom das Bedürfnis haben, sich mit der Schwangerschaft ihrer Frau zu identifizieren. Es soll somit ein Zeichen für die intensive Bindung sein, die auch der Vater zum noch ungeborenen Kind hat.

Dabei spielen auch Hormone eine Rolle. Sie haben hierfür den Hormonspiegel von Männern untersucht, deren Frauen schwanger waren.

Testosteron runter, Östrogen rauf

Dabei wurde herausgefunden, dass Männer während und nach einer Schwangerschaft weniger Testosteron produzieren. Die Produktion anderer Hormone wie Prolaktin, Östrogen und Kortisol hingegen stieg an. In der Forschung geht man deshalb davon aus, dass diese Hormonkonstellation Männer am besten auf die Geburt des Kindes vorbereitet.

So wird Testosteron eher mit Aggression oder Stärke sowie Potenz verknüpft. Eigenschaften, die weniger zur Rolle eines fürsorglichen Vaters passen. Der Rückgang wäre also erklärbar.

Prolaktin hingegen fördert bei Frauen das Wachstum der Brüste und die Milchproduktion. Es wird aber auch als Motor für eine stärkere zwischenmenschliche Bindung betrachtet. Die höheren Werte an Prolaktin bewerten Forschende so, dass Väter nach der Geburt so stärker dazu bereit sind, sich um den Nachwuchs zu kümmern.

Allgemein ist das Couvade-Syndrom noch relativ wenig erforscht. Es wird sich zeigen, welche Theorien die Wissenschaft in der weiteren Zukunft findet.

Anzeichen für das Couvade-Syndrom

Viele Partnerinnen und Männer mit Couvade-Syndrom nehmen an Gewicht zu. Rund 10 Kilogramm mehr sind nicht ungewöhnlich.

Nur auf Faulheit ist diese Gewichtszunahme aber nicht zurückzuführen. Es wird davon ausgegangen, dass werdende Väter so zeigen wollen, dass sie mit ihrer Partnerin mitfühlen können.

Welche Symptome die Männerschwangerschaft noch auslöst, ist von Person zu Person verschieden. Grundsätzlich sind sie aber vergleichbar mit den Beschwerden in der Schwangerschaft bei einer Frau. Dazu gehören:

  • Schlafstörungen (lies hier, wie du besser schlafen kannst)
  • Reizbarkeit und starke Stimmungsschwankungen
  • verspannte Rückenmuskulatur und damit verbundene Schmerzen
  • Zahnschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit (erfahre mehr über Schwangerschaftsübelkeit)
  • Erbrechen
  • Gewichtszunahme
  • Verdauungsprobleme

Am häufigsten treten diese Symptome während des ersten und letzten Drittels der Schwangerschaft auf. Sie verschwinden meist sofort wieder, sobald das Kind geboren wurde.

Zu erwähnen ist auch: Nicht jeder Mann hat diese Beschwerden. Auch das ist okay, da jeder Mensch eigene Gefühle und Empfindungen hat.

Das Couvade-Syndrom muss niemandem peinlich sein

Männer, die diese Beschwerden haben, sollten sich nicht scheuen, Unterstützung zu suchen. Sei es durch Gespräche mit ihrer Partnerin, Freunden oder einem Therapeuten. Denn eine offene Kommunikation zwischen Partnern kann helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Manche Beschwerden kannst du am besten mit einer kurzen Gesprächstherapie oder einer Therapie, die sich auf das Verhalten konzentriert, angehen. Entspannungstechniken oder Meditationskurse können ebenfalls nützlich sein. Zudem kann man Symptome wie schnelles Herzklopfen, Magenbrennen oder Übelkeit mit Medikamenten in den Griff bekommen.

Wichtig für zukünftige Väter ist die Erkenntnis, dass sie mit ihren Gefühlen nicht allein sind. Diese Phase geht vorbei und gilt nicht als Krankheit. Besser informierte Väter über diese Symptome können offener über ihre Sorgen sprechen, was hilft, ihre eigenen Bedürfnisse nicht zu vergessen.

5 Tipps für werdende Väter

  1. Beteiligt euch an einem Geburtsvorbereitungskurs: Hier lernt ihr nicht nur, wie man Windeln wechselt oder das Baby badet, sondern auch alles Wichtige über die Geburt und das Wochenbett. Zusätzlich könnt ihr entspannende Gymnastik kennenlernen, die euch und eurer Partnerin helfen kann, die letzte Zeit vor der Geburt gemeinsam ruhiger zu erleben.
  2. Erfahrt die Schwangerschaft gemeinsam: Besucht zusammen die Ultraschalluntersuchungen. Diese Momente, in denen ihr das Baby auf dem Bildschirm sehen und seine Herztöne hören könnt, machen die Schwangerschaft auch für Väter real und greifbar.
  3. Seid für eure Partnerin da: Nach der Geburt sind Aufmerksamkeit und Unterstützung für die Mutter eures Kindes wichtiger denn je. Die ersten Wochen sind anstrengend, und indem ihr Aufgaben übernehmt, könnt ihr eurer Partnerin Erholungspausen schenken.
  4. Bindet euch aktiv in die Pflege ein: Übernehmt regelmäßig Aufgaben wie das Baden, Wickeln oder Spazierengehen mit dem Baby. Dies stärkt nicht nur die Bindung zu eurem Kind, sondern unterstützt auch eure Partnerin und fördert eine gesunde Beziehung innerhalb der Familie.
  5. Baut eine Vater-Kind-Beziehung auf: Indem ihr euch von Anfang an engagiert, schafft ihr eine tiefe Verbindung zu eurem Kind. Diese Bindung ist nicht nur für die Entwicklung des Kindes von Bedeutung, sondern erfüllt auch euch mit Stolz und Zufriedenheit.

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Fazit: Männerschwangerschaft ist eine Chance für eine innige Bindung zum Kind

Jeder Mann empfindet anders. Manche fühlen sich regelrecht selbst „schwanger“, wenn die Partnerin ein Kind erwartet. Wenn auch du so empfindest, solltest du diese Gefühle ernst nehmen.

Das gilt auch für dein Umfeld. Begreife deine Empfindungen am besten als Chance, um eine feste Bindung zu eurem Kind aufzubauen. Deine Gefühle helfen dir außerdem, deine Partnerin während der Schwangerschaft besser zu verstehen und für sie Empathie zu empfinden.

Häufige Fragen zur Männerschwangerschaft

Was verändert sich beim Mann, wenn die Frau schwanger ist?

Männer schwangerer Frauen können während deren Schwangerschaft dieselben bzw. ähnliche Symptome bekommen. Der Mann kann quasi „mit schwanger“ werden.

Das kann sich in körperlichen Beschwerden wie Sodbrennen, Übelkeit, aber auch in psychischen Symptomen wie Schlaflosigkeit oder Stimmungsschwankungen zeigen. Erfahre mehr darüber, wie du deine mentale Gesundheit stärkst.

Diese Veränderung ergibt sich unter anderem dadurch, dass sich auch der Hormonspiegel des Mannes verändern kann, wenn die Partnerin ein Kind erwartet.

Was ist eine Scheinschwangerschaft?

Die Männerschwangerschaft ist nicht mit einer Scheinschwangerschaft zu verwechseln. Bei der Scheinschwangerschaft können Frauen Symptome entwickeln, die der einer Schwangerschaft ähneln, inklusive anwachsendem Bauch. Die Scheinschwangerschaft gilt als psychische Erkrankung.

Quellen

  1. A critical review oft he couvade syndrom: the pregnant male; Brennan, A., Ayers, S., Ahmed, H., & Marshall-Lucette, S. (2007). Journal of Reproductive and Infant Psychology, 25(3), 173-189.
  2. Couvade Syndrome Among Jordanian Expectant Fathers; Lina Mrayan, RN, MSN, PhD, Sanaa Abujilban, RN, RM, MSN, PhD, Jamila Abuidhail, RN, MSN, PhD, Muneer Bani Yassein, and Hanan Al-Modallal
  3. Können auch Männer schwanger werden?; David Huesmann, Helmholtz
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