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Plogging

Im Laufschritt Gutes tun

Plogging erobert von Schweden aus langsam die ganze Welt. Der Trend kombiniert Sport mit Umweltschutz.

"Jede Menge Plastikverpackungen, Flaschen, Pappkartons, Zigarettenstummel und sogar einen alten Computermonitor haben wir zusammengetragen", so das Resümee von Matthias Hösch nach seinem bereits vierten Plogging-Lauf in der mittelfränkischen Stadt Forchheim. "Insgesamt haben wir so einen leeren Müllcontainer von 1.100 Litern bis oben aufgefüllt". Er scheint zufrieden.

Radfahrer an der Kreuzung

Sogar für Couch-Potatos

Hösch, Gründer der Initiative "Forchheim Plogging" ist Teil eines weltweiten Trends, der in Stockholm seinen Anfang genommen hat. Bei seinem täglichen Weg zur Arbeit mit dem Fahrrad hatte der Geschäftsmann Erik Ahlström irgendwann die Nase voll: von all dem Müll an den Straßenrändern, den offenbar niemand wegräumte, zumindest nicht in kürzeren Zeitabständen. Erik Ahlström, hemdsärmelige Mentalität, packte selbst an – und überzeugte seine Laufgruppe, beim nächsten Mal nicht nur die Joggingschuhe zu schnüren, sondern auch gleich Mülltüten einzustecken: Das Plogging war geboren.

Die Wortschöpfung setzt sich aus dem schwedischen Verb "plocka upp" ("aufheben") und dem englischen "jogging" zusammen. In Windeseile eroberte die Trendsportart erst Schweden und von dort aus die Welt. Mittlerweile gibt es auch in fast jeder deutschen Großstadt Plogging-Gruppen, die sich via soziale Netzwerke zum gemeinsamen Mülllauf verabreden. Auch in kleineren Städten wie in Forchheim findet der umweltbewusste Sport immer neue Anhänger.

sagt Matthias Hösch, der im Oktober 2018 das erste Plogging-Event initiiert hatte. Tatsächlich ist genau das der Wesenskern der neuen Sportart: Sie verbindet das Schöne mit dem Guten. Anders formuliert, sie ist im doppelten Sinne nützlich: Man betätigt sich sportlich – und befreit die Umwelt von Müll. Der Grundgedanke des Ploggings ist genauso simpel wie effizient.

"Wesentlich ist dabei auch der soziale Aspekt: „In unseren Gruppen haben wir vom 6- bis zum 65-Jährigen alle Altersklassen", sagt der Qualitätsmanager. Dass Plogging eine inkludierende Sportart ist, liegt in der Natur der Sache. Der neue Trend spricht viele verschiedene Menschen an – sei es die umweltbewusste Couch-Potato oder den regelmäßig trainierenden Triathlet, der etwas Abwechslung für seinen Trainingsplan will: "Bei uns ist jeder willkommen. Und wer aus der Puste kommt, kann natürlich auch kürzertreten."

Physiotherapeutin behandelt Mann am Rücken

Auch der Rücken profitiert

Schließlich ist die sportliche Betätigung trotz kürzerer Laufdistanzen beim Plogging nicht zu unterschätzen (bei den Läufen in Forchheim waren es bisher je rund drei Kilometer). Schon beim Jogging verbrennt man pro halber Stunde circa 300 Kalorien; dazu kommt das häufige Stoppen, Bücken und Sich-Aufrichten – schließlich hüpft der Müll nicht von selbst in die Tüte. Der gesundheitliche Effekt des Ploggings kann sich also sehen lassen: Der Laufschritt fördert die Durchblutung, sorgt geistig und körperlich für mehr Vitalität. Durch den Aspekt des Mülleinsammelns werden weitere Körperregionen beansprucht: neben den Beinen auch Bauch, Taille sowie Rücken- und Schultermuskulatur. Mit entsprechend höherem Kalorienverbrauch.

In Forchheim unterstützt Toni Karabulut die Plogging-Community. Der Personal Trainer macht vor jedem Plogging-Event ein Aufwärmprogramm mit der Gruppe, die meist zehn bis zwanzig Teilnehmer umfasst. Auch während des Plogging-Laufs hat Karabulut kleine Stopps eingeplant mit Stretching, Balanceübungen und Liegestützen. Hilfe bekommt Matthias Hösch auch von seinem Bruder Sebastian: Gemeinsam planen sie die Streckenführung, die sich von Lauf zu Lauf unterscheidet. Sebastian sorgt auch dafür, dass ein großer Müllcontainer in Zielnähe für die gesammelten Mülltüten bereitsteht. Stefanie Redel aus Heroldsbach ist Wiederholungstäterin bei den Forchheimer Läufen:

Sportler, die während des Laufens Müll einsammeln

Beim letzten Lauf hatte die 29-Jährige sogar ihren sechsjährigen Sohn dabei: "Seitdem Leon gesehen hat, was alles im Graben landet, geht er viel achtsamer an Dinge heran. Er hinterfragt zum Beispiel, ob es so viele Plastikverpackungen braucht und will wissen, was man besser machen kann." Das Engagement der Forchheimer Plogging-Gruppe hat sich mittlerweile in der Stadt herumgesprochen – lokale Cafés und Gaststätten spenden den Teilnehmern Gutscheine oder Getränke: "Ein Zeichen der Anerkennung", über das sich Hösch sehr freut.

Mittlerweile ist er auch mit der Fränkischen Freizeitinitiative im Gespräch über ein Sponsoring. Und was, wenn Forchheim dann schon gänzlich müllbefreit sein sollte? "Keine Sorge, wir expandieren – und ploggen das nächste Mal durch den Kellerwald, dort gibt es auch noch einiges einzusammeln", sagt Hösch und lacht.

Weitere Infos

  • Haben Sie Lust, selbst loszuploggen? Plogging-Gruppen sind oft bei Facebook vertreten, eine zentrale Plattform gibt es bisher nicht. Am besten bei Facebook nachschauen oder googeln.

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