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Jede Minute istentscheidend

Was tun bei Herzinfarkt und Schlaganfall

Bei einem Herzinfarkt oder Schlaganfall entscheidet jede Minute über bleibende Schäden und im schlimmsten Fall sogar über Leben und Tod. Die Warnsignale sollte deshalb jeder kennen, um im Notfall richtig handeln zu können.

Oft ist es ein Brustschmerz, der in einen oder beide Arme, zwischen die Schulterblätter, in Hals, Kiefer oder sogar den Oberbauch ausstrahlt. Wenn dieses Symptom mindestens fünf Minuten andauert, sollte es jeder ernst nehmen und an einen Herzinfarkt denken. Aber auch das Gefühl, im Brustraum regelrecht eingeschnürt zu werden, verbunden mit einer kalten, fahlen Haut und starker Atemnot, sind typische Anzeichen.

"Eher unspezifische Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Schmerzen im Oberbauch sind vor allem bei Frauen erste Alarmzeichen", schildert Prof. Günter Görge, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie, Rettungs­ und Notfallmedizin sowie Spezielle Internistische Intensivmedizin am Klinikum Saarbrücken. Leider werden diese Symptome bei Frauen immer noch viel zu oft fehlgedeutet – von Betroffenen und Ärzten.

Wählen der 112 auf einem Handy

Nicht warten, sondern 112 wählen

Beim Schlaganfall hingegen zeigen Männer und Frauen die gleichen Anzeichen: Die Betroffenen können plötzlich nicht mehr sprechen oder drücken sich unverständlich aus. Oft ist auch eine Körperseite gelähmt oder fühlt sich taub an. Andere Warnsignale sind ein herabhängender Mundwinkel und Sehstörungen. "Schmerzen treten bei einem Schlaganfall dagegen nicht auf, weil das Gehirn keine Nerven hat", erklärt Prof. Görge.

Die Anzeichen treten meist unvermittelt auf. Görge rät, sofort den Notruf 112 zu wählen, denn sowohl beim Infarkt des Herzens als auch des Gehirns entscheidet die Zeit über Leben und Tod. "Je schneller ein Patient ärztlich behandelt wird, desto höher sind die Heilungschancen", sagt der Notfallmediziner. Die größ­ten Erfolge werden in den ersten ein bis drei Stunden erzielt. In dieser Zeit entscheidet sich, inwieweit der Herzmuskel oder der betroffene Bereich im Gehirn geschä­digt sind. Zudem können einige Therapien nur in einem bestimmten Zeitfenster durchgeführt werden. Wird der Patient also möglichst schnell behandelt, kann dadurch der Schaden an Herz oder Hirn minimiert oder sogar ganz verhindert werden.

Warum sind Schlaganfall und Herzinfarkt so gefährlich?

Bei beiden Krankheiten wird ein Blutgefäß verstopft; beim Schlaganfall kann in selteneren Fällen auch eine Hirnblutung hinter dem Infarkt stecken. Dadurch werden ein Teil des Herzmuskels beziehungsweise des Gehirns nicht mehr mit Sauerstoff versorgt. "Beim Herzinfarkt können zudem gefährliche Rhythmusstö­rungen, das sogenannte Kammerflimmern, auftreten, die den Kreislauf zusammenbrechen lassen können, wenn sie nicht sofort behandelt werden", berichtet Görge. Hier kann nur der Defibrillator helfen, der die Störung mithilfe von elektrischen Pulsen beseitigt und der in jedem Rettungswagen zur Verfügung steht. "Auch deshalb ist es wichtig, sofort per 112 den Rettungsdienst zu rufen. Diese Nummer ist in allen Ländern der EU über Festnetz und Handy gebührenfrei erreichbar", so Prof. Görge.

Keine Angst vor einem Fehlalarm

Doch anstatt den Notruf zu wählen, zögern viele mit dem Anruf – besonders wenn die Symptome nachts oder am Wochenende auftreten. Auch die Angst vor einem Fehlalarm schreckt viele ab. "Herzinfarkt und Schlaganfall sind aber immer Notfälle, die sofort behandelt werden müssen", ruft Görge ins Bewusstsein. Der Rettungsdienst ist meist nach wenigen Minuten vor Ort. Wichtig ist es, gegenüber der Leitstelle sofort den Verdacht auf einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu äußern und die Symptome genau zu schildern.

"Viele vergessen auch die Adresse zu nennen und beenden das Gespräch von selbst", weiß der Experte. Damit der Rettungsdienst alle wichtigen Informationen hat, muss der Anrufer auf Rückfragen warten. Grundsätzlich gilt: Das Gespräch beendet immer die Leitstelle, sobald alle Fragen geklärt sind. Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes müssen anwesende Personen nicht tatenlos warten. Oft ist das Bedürfnis helfen zu wollen groß. Prof. Görge rät, bei Anzeichen für einen Herzinfarkt dem Betroffenen eine Tablette Aspirin (ASS) zu geben, keinesfalls aber eine andere Schmerztablette: "Aspirin senkt die Sterblichkeit um bis zu 30 Prozent, weil das Verklumpen der Blutplättchen verhindert wird."

Bei Verdacht auf Schlaganfall

Infografik zum Thema Schlaganfall

Herzdruckmassage kann Leben retten

Bricht der Betroffene vor dem Eintreffen der Rettungskräfte zusammen und wird bewusstlos, sollte jemand, der vor Ort ist, so schnell wie möglich mit der Herzdruckmassage beginnen – egal ob er ausgebildet ist oder nicht. "Eine auf die Herzdruckmassage beschränkte Wiederbelebung ist besser als keine", heißt es vom Europäischen Rat für Wiederbelebung (ERC).

Dabei wird der Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustbeins und der Ballen der anderen Hand wiederum auf die erste Hand gelegt. Nun kommt der Helfer senkrecht über den Patienten und drückt das Brustbein mindestens fünf Zentimeter tief – die Finger sind dabei ausgestreckt. Nach jeder Herzdruckmassage wird der Brustkorb komplett entlastet, die Hände bleiben aber die ganze Zeit auf dem Brustbein. Ideal sind 100 Massagen pro Minute. Wichtig ist, die Herzdruckmassage nicht zu unterbrechen, bis der Rettungsdienst eintrifft.

Defibrillator unverzüglich einsetzen

Defibrillator Symbol

Befindet sich ein Defibrillator in der Nähe – die Geräte sind meist an öffentlichen Orten zu finden, ausgeschildert und mit einem Symbol gekennzeichnet –, sollte dieser nach der Massage unverzüglich eingesetzt werden. Ein Defibrillator ist so konzipiert, dass auch Laien mit ihm umgehen und im Notfall lebensrettende Sofortmaß­ nahmen anwenden können. "Der Helfer wird über eine Stimme klar angeleitet", sagt Görge. Angst, etwas falsch zu machen, muss also niemand haben.

Im Notfall besonnen handeln

Beim Schlaganfall können Außenstehende nur wenig tun, außer den Patienten – und das gilt auch bei einem Herzinfarkt – in eine ihm angenehme Position zu bringen und ihn zu beruhigen, bis der Rettungsdienst da ist. "Achten Sie auch darauf, dass Sanitäter und Notarzt schnell die Haustür finden können und problemlos zum Patienten kommen", rät der Mediziner. Im Notfall besonnen zu handeln, ist nicht immer einfach. Ein Erste-­Hilfe-­Kurs kann Ängste nehmen und vielleicht Leben retten – vorausgesetzt die Teilnehmer können die gelernten Maßnahmen in Fallbeispielen üben und ihr Wissen testen. Solche Kurse werden von Hilfsorganisationen wie dem Deutschen Roten Kreuz, dem Arbeiter-Samariter-­Bund, den Johannitern oder den Maltesern angeboten. Es kann auch nicht schaden, den Kurs zu wiederholen, wenn der letzte schon lange zurückliegt, sagt Prof. Görge: "Das erworbene Wissen sollte regelmäßig aufgefrischt werden."

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