Bore-out
Die unterschätzte Gefahr
Vom Burn-out hat wohl jeder schon einmal gehört – spätestens seitdem Prominente wie Tim Mälzer oder Sven Hannawald ihr Leiden öffentlich gemacht haben. Viel weniger bekannt ist hingegen das Bore-out, die chronische Unterforderung. Statt Aufgaben, die Spaß machen, ist am Arbeitsplatz eher wenig zu tun oder man hat kaum Verantwortung. Auf Dauer kann das krank machen.
Langeweile am Arbeitsplatz

Für den Verkäufer wird der Arbeitstag quälend lang, wenn nach dem Weihnachtsgeschäft kaum Kunden im Laden sind. Die Warenprüferin leidet, weil sie ihre kreative Ader viel lieber als Goldschmiedin einsetzen würde. Frustriert ist auch der Tischler, der statt Fenster lieber Möbel bauen möchte.
"Bei einem Bore-out können Menschen ihre Fähigkeiten nicht richtig einsetzen, weil entweder zu wenig Aufgaben da sind oder die fachlichen Anforderungen nicht mit den Fähigkeiten des Mitarbeiters zusammenpassen. Wenn Menschen unter diesem Missverhältnis leiden, beginnt das Bore-out", fasst der Coach Stefan H.G. Duwensee. Laut Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin fühlen sich fünf Prozent der Beschäftigten mengenmäßig und 13 Prozent fachlich unterfordert.
Manchem gelingt bei einem Bore-out ein Jobwechsel. Ein anderer verharrt aber am Arbeitsplatz, etwa, weil Kredite abbezahlt werden müssen oder man der Alleinverdiener in der Familie ist. Oder, weil man sich schämt und einen der Gedanke quält, dass man doch nicht über Langeweile sprechen könne - in einer Zeit, wo Leistung das Maß aller Dinge ist.
Dennoch sollte man die Situation des Bore-outs ernst nehmen, sich damit auseinandersetzen und nach Lösungen suchen. Denn: Ein Bore-out kann physische wie psychische Leiden nach sich ziehen.
Wie erkenne ich einen Bore-out?
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häufige grippale Infekte oder Erkältungen
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Rückenschmerzen, Verspannungen
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Verdauungsprobleme
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Herz-Kreislauf-Krankheiten
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Schlaflosigkeit
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Kopfweh
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Tinnitus
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Erschöpfung
Wenn Arbeit nicht erfüllt, können schnell auch psychische Probleme folgen. Das Selbstwertgefühl sinkt. Suchterkrankungen oder Depressionen sind möglich.
Was kann ich tun?
Wer thematisiert dem eigenen Chef gegenüber schon gerne, dass die Arbeit einen langweilt bzw. man kein Interesse dafür aufbringen kann? Viele haben Angst vor einer Kündigung und geben lieber vor, beschäftigt und zufrieden zu sein. Diese Verhaltensstrategie lässt sich dauerhaft nur schwer aufrechterhalten. Geschäftigkeit zu simulieren, ist für den Betroffenen sehr anstrengend und irgendwann nicht mehr umsetzbar.
Tipps
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Sich selbst beobachten
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Versuchen Sie herauszufinden, welche Aufgaben Sie besonders stark langweilen und welche Symptome Sie verspüren. Machen Sie sich bewusst: Es ist nicht ihr persönliches Versagen, dass es Ihnen so geht und dass der Zustand nichts mit Faulheit oder Arbeitsverweigerung zu tun hat. Oft trifft ein Bore-out besonders motivierte Menschen.
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Initiative ergreifen und Eigenverantwortung übernehmen
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Sprechen Sie Ihren Chef auf die bestehenden Probleme an und versuchen Sie, eine gemeinsame Lösung finden. Haben Sie keine Angst vor diesem Gespräch, denn auch ein Chef hat Interesse an motivierten und zufriedenen Mitarbeitern. Mancher Führungskraft fällt es schwer, verantwortungsvolle Aufgaben zu delegieren oder das Thema geht im Tagesgeschäft unter. Ziehen Sie sich in diesem Fall nicht zurück und bleiben Sie hartnäckig. Bereiten Sie sich gut auf das Gespräch vor, überlegen Sie sich, welche Aufgaben Sie fördern würden.
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Suchen Sie sich einen Ausgleich
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Wenn Sie sich auf ein Gespräch mit Ihrem Chef vorbereiten oder wenn Sie sich in Verhandlungen befinden, dann kann es helfen, sich außerhalb der Zeit Herausforderungen zu suchen. Machen Sie Sport, engagieren Sie sich ehrenamtlichen, lernen eine neue Sprache oder eine neue Fertigkeit, gestalten Sie etwas in ihrem Wohnumfeld um etc. Das fördert Ihre Resilienz und Ihr Selbstbewusstsein. Ihr Leben ist mehr als ihr Job!
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Machen Sie einen Realitäts-Check
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Manchmal gibt es einfach zu wenig Arbeit, im Handel oder Tourismus kennt man die Saure-Gurken-Zeit. Fragen Sie sich: Ist das ein temporärer Leerlauf? Wenn ja, wie lange können Sie das aushalten oder wie können Sie für sich einen Ausgleich schaffen? Oder sind die Abläufe kaum veränderbar, etwa, wenn Mitarbeiter sehr monoton Maschinen bedienen müssen, oder wenn Aufgabenbereiche sehr spezialisiert sind? Ist es vielleicht doch an der Zeit, über einen Jobwechsel nachzudenken? Welche Schritte können Sie in diese Richtung gehen?
Wenn der Job aus Langeweile und Unterforderung zur Qual wird, sind Sie ist als Chef Ihres eigenen Lebens gefragt und sollten aktiv werden. Es lohnt sich.
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