Ist Tagträumen schädlich? Was du jetzt wissen solltest

Jeder kennt die kleinen Fluchten des Alltags. Expertinnen und Experten gehen davon aus, dass wir fast 50 Prozent unserer Wachphase mit Tagträumen verbringen. Um es gleich vorwegzunehmen: Dies ist weder Zeitverschwendung noch ein „Wegtreten“ in eine Parallelwelt. Psychologinnen und Psychologen bezeichnen sie als Fenster zur Seele. Grund genug, sich das Phänomen näher anzuschauen.

Was sind Tagträume?

Tagträume sind spontane, oft kurze Gedankenspiele, die uns in eine andere Welt entführen, während wir wach sind. Im Vergleich zum Träumen nachts erlebst du sie bei vollem Bewusstsein.

Du kannst die Inhalte deines Traums sogar bedingt steuern. In den meisten Fällen entwickeln sich die Gedanken jedoch ganz ohne dein Zutun, wenn du kurz innehältst und deine Konzentration von der eigentlichen Arbeit löst.

Das ist ein völlig natürlicher Prozess, denn jeder Mensch hat Tagträume. Sie sind ein Produkt des menschlichen Geistes.

Über- oder Unterforderung des Gehirns löst Gedankenspiele aus

In der Psychologie vermutet man, dass Tagträume sowohl durch Unter- als auch durch Überforderung unseres Gehirns entstehen können.

Ist dein Gehirn überfordert, braucht es eine Pause. Du kannst keinen neuen Input mehr aufnehmen. Das wäre dann ein typischer Moment, in welchem die Gedanken abschweifen und ein Tagtraum beginnt.

Bist du intellektuell unterfordert, kann das dazu führen, dass dein Gehirn viel Freiraum hat, um wichtige Dinge zu verarbeiten. Diese Abschweifungen beschäftigen sich dann meist mit zukünftigen Ereignissen oder Problemen, die es zu lösen gilt.

Die Gehirnforschung hat herausgefunden, dass beim Träumen tagsüber vor allem die rechte Gehirnhälfte aktiviert wird. Sie ist für Kreativität und Fantasie zuständig. Die linke, ordnende Gehirnhälfte pausiert dabei.

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Welchen Nutzen haben diese Fantasievorstellungen?

In den meisten Fällen ist Tagträumen gesund. Denn die Flucht aus der realen zur inneren Welt, und das bei vollem Bewusstsein, kann uns helfen, Gedanken zu ordnen oder Stress abzubauen.

Wenn die Gedanken schweifen, tust du somit etwas für die mentale Gesundheit.

Was Tagträume Positives bewirken können, zeigen dir folgende Beispiele.

Kreativitätsquelle

Diese gedanklichen Ausflüge können die Kreativität fördern. Sie erlauben dir, neue Ideen und Lösungen in einem freien Gedankenraum zu erkunden.

Somit kann es dir helfen, zwischendurch die Gedanken schweifen zu lassen, um danach wieder motivierter und kreativer ans Werk zu gehen.

Entspannung und Stressabbau

Ein kurzer Tagtraum kann helfen, den Geist zu entspannen und von den täglichen Belastungen abzulenken. Damit hat er eine ähnliche Wirkung wie ein Powernap oder wie Meditation.

Deine Fantasievorstellungen sind eine Art mentaler Rückzugsort, die dich für eine kurze Weile aus dem Stress des Alltags entführen. Dabei senkst du nicht nur dein Stressniveau, sondern auch deinen Blutdruck sowie deinen Puls.

Hier haben wir übrigens viele wirkungsvolle Entspannungsübungen gegen Stress für dich zusammengefasst.

Selbstreflexion

Durch Momente der gedanklichen Abschweifung kannst du dich mit deinen innersten Wünschen, Ängsten und Hoffnungen auseinandersetzen. Das hilft dir dabei, neue Ziele klarer zu fassen und Strategien zu entwickeln, um diese zu erreichen.

Bei Ängsten kannst du während des Tagträumens sogar nach Lösungen für ernsthafte oder existenzielle Probleme finden.

Verarbeitung von Erlebnissen

Ähnlich wie Träume nachts können dir Tagträume dabei helfen, aktuelle Erlebnisse oder Konflikte besser zu verarbeiten und zu verstehen.

Im Gegensatz zum nächtlichen Träumen während des Schlafs, erlebst du die Vorstellungen am Tag jedoch bei vollem Bewusstsein. Du kannst bestimmte Elemente des Traums sogar selbst steuern.

Entwickeln neuer Perspektiven

Ein kreativer Ausflug der Gedanken erlaubt es dir, Perspektiven zu wechseln. Auf diese Weise hast du die Möglichkeit, verschiedene Situationen mit anderen Menschen durchzugehen. So stärkst du beispielsweise deine Fähigkeit zur Empathie.

Training deines Gehirns

Die Wissenschaft geht davon aus, dass das Träumen am Tag das Gehirn trainiert. So nutzt das Gehirn ähnlich wie in der Wachphase verschiedene Arten des Denkens, zum Beispiel analytisches Denken oder empathisches Denken.

Es kann auch chaotische Denkmuster ausprobieren. Der Traum ist dann wie eine Art „Spielfeld“ des Gehirns, da er keinem logischen Muster folgen musst. Es ist eben ein Spiel des Geistes, der Fantasie.

Wie du siehst, haben Tagträume vor allem eine positive Funktion. Sie sind eine natürliche Reaktion deines Gehirns, um eine zu hohe oder zu geringe Auslastung auszugleichen. Du musst deine Tagträume daher nicht unterdrücken.

Maladaptives Tagträumen: Wenn die Traumwelt zur Sucht wird

Auch wenn das Tagträumen viel Positives für das Gehirn und deine Psyche bieten kann, sollte es nicht überhandnehmen. Denn so kann zu viel Nachdenken auch zur Prokrastination führen. Du schiebst dann vor lauter Träumen Dinge auf und erledigst diese nicht mehr.

Beim täglichen Nachdenken solltest du auf jeden Fall das Gleichgewicht zwischen Vorstellung und der Konzentration auf die Realität finden. Nur so bleibst du im Alltag produktiv und vermeidest Ansätze von Depressionen, wenn sich die Träume nicht erfüllen.

Es hilft beispielsweise nichts, ständig darüber nachzudenken, wie es wäre, reich zu sein, wenn dadurch die echte Arbeit leidet. Stellst du das bei dir fest, könnte es ratsam sein, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In der Forschung wird auch von maladaptivem Tagträumen gesprochen. Die Flucht in die Traumwelt wird dann zur krankhaften Sucht, zu einem Zwang. Wie andere Zwangsstörungen kann auch maladaptives Tagträumen durch eine Verhaltenstherapie behoben werden.

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Fazit: Es ist ok, mal die Gedanken schweifen zu lassen

Wenn beim Arbeiten oder zuhause die Gedanken gelegentlich abschweifen, ist das ein völlig normaler Vorgang.

Dein Gehirn ist dann über- oder unterfordert und nutzt ein bisschen Leerlauf, um Eindrücke zu ordnen. Ebenso betrachtet es Pläne, Ängste und Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven.

Kritisch wird es jedoch, wenn du dich immer weiter von der realen Welt entfernst und die Gedanken sehr viel Platz in deinem Alltag einnehmen. Möglicherweise halten sie dich sogar davon ab, deine Aufgaben zu erledigen.

In diesem Fall ist Tagträumen nicht mehr gesund. Wir als deine Krankenkasse sind für dich da, wenn du Unterstützung bei mentalen Problemen brauchst.

Häufige Fragen zu Tagträumen

Was bedeutet es, wenn man Tagträume hat?

Tagträume sagen viel darüber aus, was du vom Leben erwartest und welche Sehnsüchte du hast. Die Träume haben eine positive Ausrichtung. Dabei schweift dein Geist von einer Assoziation zur nächsten.

Was sind Beispiele für Tagträume?

In deine Fantasie kannst du dir unter anderem ein schönes Ereignis in der Zukunft ausmalen. Zum Beispiel deine Hochzeit, das erste Treffen mit deiner größten Liebe, eine Zeit ohne finanzielle Sorgen, einen Traumurlaub und vieles mehr. Es gibt keine Begrenzung. Die meisten Tagträume haben eine positive Stimmung.

Ist Tagträumen gut oder schlecht?

Es ist in einem gewissen Rahmen gut, denn es kann Stress abbauen und zu mehr Kreativität und Entspannung im Alltag führen. Wenn du aber täglich zu oft deinen Gedanken nachhängst, kann es dazu führen, dass du Aufgaben nicht mehr erfüllst oder dich von der Realität entfremdest.

Der ehemalige Psychologieprofessor der Universität Haifa, Eli Somer, spricht von maladaptivem Tagträumen (MD). Zu einer psychischen Erkrankung im Sinne einer Zwangsstörung kommt es, wenn das Wegträumen in andere Welten tagsüber zur Sucht wird. Seiner Schätzung zur Folge leidet eine von 100 Personen daran.

Welche Arten von Tagträumen gibt es?

Das Max-Planck-Institut unterscheidet 2 Arten von Tagträumen. Bei der einen Variante gibst du dich ganz deinen Gedanken hin und schweifst ab.

Bei der anderen Art steuerst du deine Gedanken bewusst, indem du bestimmte positive Szenarien entwirfst und dir ausmalst. So hast du die Möglichkeit, zum Beispiel Lösungen für mögliche Alltagsprobleme zu finden.

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