Stoffwindeln

Die Stoffwindelwelt hat mich sehr überrascht – ist sie doch ganz anders als man im ersten Moment denkt. Nichts mit beigen, eintönigen Lappen, die mit einer Sicherheitsnadel um das Baby gewickelt und festgesteckt werden. Nein, die modernen "Stoffys" sind bunt, kleidend und überhaupt nicht kompliziert. Wenn man die diversen Systeme erst einmal verstanden und sich für eines entschieden hat.

Die Systemfrage

Anfangs waren wir als baldige Eltern tatsächlich erst einmal verwirrt, denn es gibt eine Vielzahl von Stoffwindel-Systemen (eine gute Übersichtskarte gibt es hier). Was also tun? Auf zu einem Stoffwindelworkshop! Workshops findet man in jeder größeren Stadt. Wir haben einfach im Internet recherchiert. Entgegen meiner Skepsis war dieser sehr lehrreich und gar nicht eintönig und langweilig. In einer Gruppe von zehn Erwachsenen saßen wir um einen Berg unterschiedlicher Stoffwindeln und konnten ausgiebig an Puppen ausprobieren. Die Stoffwindelberaterin erklärte alle Details und räumte mit einer Vielzahl von Irrtümern auf.

Warum überhaupt Stoffwindeln?

Für uns waren zwei Themen ausschlaggebend: Nachhaltigkeit und die Gesundheit unseres Babys. Es ist unfassbar, wie viel Müll über die gesamte Wickeldauer eines Babys entsteht. Da kommen ca. 4500 – 6000 Wegwerfwindeln zusammen, zusätzlich noch Verpackungsmaterial der Windeln und häufig auch noch Einwegtücher. Rechnet man das nur auf die Haushalte in Deutschland hoch… Erschreckend! Außerdem: Bis eine Wegwerfwindel zersetzt ist, kann es bis zu 500 Jahre dauern. Als sehr nachhaltig aufgestellter Haushalt war da schnell klar: Das geht nicht! Aber auch in puncto Gesundheit liegen Stoffwindeln ganz klar vorne: Unsere Kinderärztin, die Kinderkrankenschwester aus dem Pflegekurs sowie unsere Hebamme befürworten alle das Wickeln mit Stoff.

Eine Auswahl an Vorteilen

  • Weniger Hautreizungen, da Stoffwindeln im Gegensatz zu herkömmlichen Windeln keine Chemie enthalten.

  • Wesentlich atmungsaktiver und kühler (insbesondere wichtig für Jungen).

  • Geringeres Risiko der Hüftdysplasie, weil Stoffwindeln die von Ärzten empfohlene Beuge-Spreizhaltung für eine gesunde Entwicklung der Hüftgelenke unterstützen.

  • Das Baby behält angeborenes Sauberkeitsgefühl, da es tatsächlich ein Gefühl von "Nässe" spürt (zu einem späteren Zeitpunkt unterstützt dies auch das Trockenwerden des Kindes).

  • Eltern können die Konsistenz und den Geruch der Ausscheidungen des Kindes besser beobachten und so Auffälligkeiten schneller feststellen.

  • Kein ständiges Müll runtertragen und keine Diskussion darüber, wer "dran" ist. 

Der Praxistest

Ein auf dem Boden liegendes Baby, das eine bunte Stoffwindel trägt

Unserer Erfahrung nach sind Stoffys in der Handhabung sehr einfach. Sie lassen sich wie Wegwerfwindeln umlegen (unsere haben Druckknöpfe) – je nach System dauert der Vorgang etwas länger als bei einer herkömmlichen Windel. Wir müssen beispielsweise nur ein Mulltuch falten und in die undurchlässige Überhose legen. Wäsche fällt bei einem Haushalt mit Baby/Kleinkind eh immer an, so sind die zusätzlichen Tücher in der Wäsche kaum merklich. Mit unserem System (Überhosen + Mullwindeln) waschen wir etwa alle zwei Tage eine Ladung "extra". Die Mullwindeln kann man auf 60 Grad waschen, problemlos auch mit Handtüchern etc. Die Höschen wäscht man bei 40 Grad mit der normalen Wäsche mit (am besten im Wäschenetz). Wir sind viel unterwegs, auch dabei sind die Stoffys unkompliziert. Ein Wetbag (Nasstasche) begleitet uns, in diesem lassen sich gebrauchte Mullwindeln und Waschlappen sicher transportieren. Den Popo säubern wir übrigens mit Waschlappen und Wasser.

Für den Geldbeutel

Bezogen auf den gesamten Wickelzeitraum eines Kindes (ca. drei Jahre) kosten Stoffwindeln mit 300 – 400 Euro erheblich weniger als die Wegwerfwindeln (je nach Marke 900 – 1500 Euro). Sie sind auch für weitere Geschwisterkinder wiederverwendbar und haben einen recht hohen Wiederverkaufswert. Zunehmend erkennen auch die Städte und Gemeinden den Vorteil von Stoffwindeln und belohnen die Reduktion des Hausmülls mit unterschiedlichen Zuschüssen (siehe Übersichtskarte).

Die Anschaffungskosten setzten sich bei uns wie folgt zusammen: sechs Überhosen á 19,86 Euro (die halten die Nässe ab), fünf Saugeinlagen für 32 Euro (eine legt man in der Nacht für zusätzliche Saugkraft mit in die Windel), insgesamt 25 Mullwindeln für rund 82 Euro und eine Rolle Windelflies für acht Euro (kauft man dann nach, auf einer Rolle sind unterschiedlich viele Abrisstücher). Optional holt man dann noch einen Windelsack, in den die benutzten Windeln hineinkommen (Preis variiert je nach Größe, bei uns in der XL-Version für viel Fassungsvermögen: 18 Euro). Insgesamt belaufen sich die Kosten also auf etwa 260 Euro.

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