Depressionen können jedentreffen
Auswege aus der Hoffnungslosigkeit
Schicksalsschläge, Stress bei der Arbeit, Streit mit dem Partner: Über die Ursachen von Depressionen gibt es jede Menge Mythen. Die wenigsten Menschen wissen, dass bei der Entstehung vor allem die Veranlagung eine Rolle spielt. Aber: Depressionen sind gut behandelbar. Betroffene sollten sich frühzeitig Hilfe holen.
"Die Fähigkeit an irgendetwas Freude zu empfinden ist bei Depressiven wie mit einem Lichtschalter ausgeschaltet", erklärt Ulrich Hegerl, Professor an der Goethe-Universität Frankfurt und Vorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Typisch seien die depressive Stimmung und ein tiefes Erschöpfungsgefühl.
Weitere Symptome
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Verminderte Konzentration und Aufmerksamkeit
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Vermindertes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen
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Gefühle von Schuld und Wertlosigkeit
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Negative und pessimistische Zukunftsperspektiven
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Suizidgedanken/-handlungen
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Schlafstörungen
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Verminderter Appetit
Wenn mehrere dieser Symptome über mindestens zwei Wochen permanent vorhanden sind, dann sollten Sie zum Arzt gehen. Bei dem einen Patienten schleichen sich die Anzeichen langsam über Wochen ein, bei dem anderen treten sie ganz plötzlich mit voller Wucht auf. Erfahrene Ärzte können erkennen, ob es sich um eine Depression oder eine normale Reaktion auf Schicksalsschläge oder andere negative Lebensereignisse handelt: Wir meinen oft, Depressionen sind vor allem eine Reaktion auf die Bitternisse des Lebens. Depressionen sind aber eigenständige Erkrankungen und mehr als nur eine Reaktion auf Stress, Verlusterlebnisse oder Partnerschaftskonflikte. Betroffene berichten, dass sich eine Depression auch ganz anders anfühlt.
"Depressive Menschen können zum Beispiel gar keine Gefühle empfinden, sie sind innerlich wie versteinert. Viele leiden unter einer andauernden inneren Anspannung, sie fühlen sich permanent wie vor einer Prüfung. Auch die Neigung zu Schuldgefühlen ist typisch für eine Depression", beschreibt Ulrich Hegerl das Krankheitsbild.
Stell dich nicht so an!
Angehörige sollten sich über Depressionen informieren, um erkrankte Freunde und Familienmitglieder besser zu verstehen. Ein "Stell dich nicht so an!" hilft nicht weiter. Signalisieren Sie Unterstützung und vereinbaren Sie einen Arzttermin, denn Liebe allein heilt keine Depression. Wer unter der Schwermut des Partners leidet, knüpft Kontakte zu Selbsthilfegruppen um sich austauschen.
Was genau bei einer Depression passiert, ist bis heute nicht ins Detail geklärt. Sicher ist: Die Erkrankung hat nichts mit einem Stimmungstief zu tun, das jeden von uns erwischt. Denn reizbar und mies drauf zu sein gehört dazu, wenn finanzielle Sorgen drücken oder wenn der Schlaf fehlt. Depressionen hingegen verändern die Prozesse im Gehirn. Sie können jeden treffen, der eine entsprechende Veranlagung hat. Ein dreimal höheres Risiko haben Kinder psychisch kranker Eltern. Wenn es in Ihrer Familie Depressionen gibt, informieren Sie sich über die Krankheit:
In jedem Fall ist wichtig zu wissen: Depressionen sind gut behandelbar. Holen Sie sich Hilfe!
Therapie: Antidepressiva und Psychotherapie
Bei der Behandlung sind Antidepressiva und Psychotherapie erste Wahl. Die Medikamente bringen die Krankheitsphasen zum Abklingen und können Rückfälle verhindern. Bei der Psychotherapie geht es darum, den Alltag unter die Lupe zu nehmen: Wo gibt es Konflikte oder eine Überforderung? Welche Verhaltensmuster tun mir nicht gut? Als begleitende Therapie werden in Kliniken gute Erfahrungen mit Schlafentzug gemacht. Bei Winterdepressionen kommen Lichttherapien in Frage. Auch körperliche Aktivität tut vielen Patienten gut:
Viele Patienten mit Depressionen sind unsicher, wie sie mit ihrer Krankheit umgehen sollen – auch gegenüber dem Arbeitgeber. Sich mit einer Blinddarmentzündung oder einem gebrochenen Bein krankzumelden, fällt oft viel leichter. Grundsätzlich sind Erkrankungen Privatsache. Wer einen guten Draht zu Vorgesetzten und Kollegen hat, sollte aber darüber nachdenken, offen mit seiner Erkrankung umzugehen.
Manchen Patienten mit leichten Depressionen tut es gut, mit reduziertem Pensum weiterzuarbeiten. So bleibt eine Tagesstruktur erhalten und die Zeit vergeht schneller als grübelnd im Bett zu liegen. Und in der Familie und unter Freunden? Da rät Ulrich Hegerl zum Schritt nach vorn: "Ich empfehle meinen Patienten offen zu sein gegenüber den Menschen, die ihnen wichtig und nahe sind. Bei einem etwas offeneren Umgang merken viele, dass sie nicht so allein sind, wie sie glauben."
Anlaufstellen für Betroffene und Angehörige
- Mit dem Sport-Gesundheitspark Berlin führt die BKK VBU eine Studie zur Sporttherapie bei Depressionen durch
- Viele Infos und einen Selbsttest finden Sie bei der Stiftung Deutsche Depressionshilfe
- Fachlich moderierte Foren zum Erfahrungsaustausch gibt’s auf dem Diskussionsforum Depression
- Der Bundesverband der Angehörigen psychisch erkrankter Menschen berät Eltern, Kinder und Geschwister
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