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Atem

Luft zum Leben

Von der ersten bis zur letzten Sekunde atmen wir. Wir holen Luft. Aber nicht nur das. Atem kann Körper und Geist heilen, sagen Therapeuten und Mediziner.

Der Atem ist unser Lebensbegleiter. Vom ersten Schrei bis zum letzten Seufzer. Er markiert Anfang und Ende des Lebens. Wochen kann der Mensch ohne Nahrung auskommen, Tage ohne Wasser, wenige Minuten nur ohne Sauerstoff.

Asiatische Meditationspraktiken wie Tai-Chi, Qigong, Yoga oder Zen-Meditation basieren auf dem Atem. Im alten Ägypten nutzten Menschen die Heilwirkung des Atems. Grabinschriften berichten von der "Heilkunst mit dem Atem", die jenem mit "dem Messer" überlegen sei.

"Der Atem ist die Verbindung von innen nach außen. Vom Stofflichen ins Nichtstoffliche", sagt die Atemtherapeutin Gertrud Kutscher, 68. Sie meint, dass "Atmen, auch im Singen und Tönen, eine heilsame Wirkung entfaltet". Eine Wirkkraft, die sich medizinisch nachweisen lässt. Singen harmonisiert den Atemfluss und entspannt den Körper, haben Wissenschaftler der schwedischen Universität Göteborg festgestellt. Sie haben bei Menschen, die im Chor sangen, die Herzfrequenz gemessen. Das Ergebnis: Beim Singen in der Gruppe gleichen sich die Herzfrequenzen an und stabilisieren sich. Eine stabile Herzfrequenz ist gut für das gesamte Herz-Kreislauf-System.

Mann atmet mit geschlossenen Augen

Wie macht der Atem das? Wissenschaftler versuchen, das Rätsel zu lösen. Atem ist die Verbindung zwischen menschlichem Bewusstsein und dem Unbewussten. Normalerweise denkt der Mensch nicht über das Atmen nach. Gesteuert wird die Atmung vom vegetativen Nervensystem, genauso wie Herzschlag und Verdauung. Seismografisch genau registriert das Nervensystem Gefühle und Bewegungen und passt die Atmung an. Bei körperlicher Anstrengung oder Angst beschleunigt sich die Atmung.

Bei einem Schreck kann sie aussetzen. Im Schlaf oder bei Entspannung wird sie langsamer. Das Besondere ist: Den Atem können wir bewusst steuern. Alle anderen vegetativen Systeme nicht. Wir können dem Magen nicht sagen, schneller zu verdauen, dem Herzen nicht befehlen, langsamer zu schlagen. Den Atem können wir lenken. So lässt sich die Wirkung des "erfahrbaren Atems" erklären, die Gertrud Kutscher in ihrer Praxis anbietet.

Einfach Atmen

Sitzatmung

Setzen Sie sich aufrecht auf einen Stuhl. Stellen Sie die Füße hüftbreit nebeneinander auf den Boden. Atmen Sie einige Male ruhig ein und aus. Nun schmiegen sich die Fußsohlen mit einem leichten Andruck auf den Boden. Wenn der Druck nicht zu kräftig ist, folgt automatisch ein tiefer Atemzug in den Bauch. Druck auf die Füße lockern – Sie atmen aus.

Rautenatmung

Setzen oder stellen Sie sich aufrecht hin. Spüren Sie den Boden unter den Füßen. Er trägt Sie. Nehmen Sie die Hände mit den Innenflächen vor dem Bauch zusammen, falten Sie die Fingerkuppen zueinander zum Dreieck, zur „Merkel-Raute“. Alle Fingerspitzen berühren einander. Geben Sie sanften Druck auf die Fingerkuppen – Sie werden unwillkürlich tief einatmen. Lockern Sie den Druck – Sie werden ausatmen. Genießen Sie die kleine Pause, die nach dem Ausatmen folgt. Womöglich wendet auch Angela Merkel diese Übung an.

Frau sitzt in der Öffentlichkeit und konzentriert sich aufs Atmen

Montagabend, Berlin-Schöneberg, ein Haus aus der Gründerzeit. Auf Hockern sitzen vier Frauen und spüren ihrem Atem nach. Hebt sich die Bauchdecke beim Einatmen? Wohin fließt er? Ist da eine Atempause? "Lasst den Atem kommen und gehen", sagt Gertrud Kutscher. Die Frauen legen die Hand auf den Bauch, atmen gegen die Hände und spüren, dass sich die Hand beim Einatmen nach außen bewegt, beim Ausatmen geht sie nach innen. Sie wiederholen die Übung, legen die Hände auf den Brustkorb, auf die Flanken. Nach und nach beginnt das große Gähnen. Gertrud Kutscher lächelt: "Gähnen signalisiert Entspannung, es dehnt uns innerlich."

Sie arbeitet nach der Lehre von Ilse Middendorf, die sich schon vor 90 Jahren dem "bewusst zugelassenen, erfahrbaren" Atem widmete. Kutscher war eine ihrer letzten Schülerinnen. In ihrer Praxis geht es nicht um Esoterik, sondern um den positiven Effekt der verbesserten Körperwahrnehmung. Asthmakranke lernen bei ihr, wie sie während des Gefühls der Luftnot ruhig weiteratmen können. Die bewusste Atmung helfe ihnen, das Panikkarussell im Kopf zu stoppen. Kutscher berichtet von ermutigenden Erfolgen, von reduzierten Medikamenten, nachlassender Erschöpfung und abnehmenden Panikattacken. "Diese Verbesserungen haben wir mit einfachen Atemübungen erzielt. Sie wurden zu einem Werkzeug der Selbsthilfe", sagt die Atemtherapeutin.

Wissenschaftliche Studien belegen: Wird der Atem ruhiger, tiefer, senden Zwerchfell, Lunge und Bronchien die Botschaft ans Hirn: Entspannung. Die Körperfunktionen passen sich an, der Blutdruck sinkt, der Stresspegel geht nach unten. Über den bewussten Atem reguliert der Mensch seinen inneren Takt. Um diese Effekte zu erzielen, braucht es Zeit – einen langen Atem.

Damit der Körper ständig mit Sauerstoff versorgt wird, atmen wir 20.000 Mal am Tag ein und aus.

So viel Liter Atemluft benötigen wir in einer Stunde:

  • Schlafen: 280
  • Stehen: 450
  • Schwimmen: 2.600
  • Rudern: 3.600

Durchschnittliche Anzahl der Atemzüge pro Minute:

  • Neugeborenes: 40
  • Jugendlicher: 20
  • 30-Jähriger: 16

 

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