Künstliches Licht

Morgens ist es bis weit nach dem Frühstück dunkel, bereits um 16 Uhr am Nachmittag hat sich der graue Tag verabschiedet. Die Gelegenheit, draußen ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen, ist sehr selten. Und drinnen verbringen wir die Tage bei künstlichem Licht. Licht ist wichtig und gesund, das Sonnenlicht macht es vor. Aber wie sieht das mit künstlichem Licht aus?

Die Hauptlichtquellen sind inzwischen LEDs – die Abkürzung steht für lichtemittierende Dioden. Unstrittig ist, sie sind sehr energieeffizient, aber sie stehen im Ruf, nicht gut für die Gesundheit zu sein. Deshalb sorgen sich viele Menschen, dass es nach Plänen der EU demnächst nur noch LEDs zu kaufen geben wird. Prof. Olaf Strauß von der Klinik für Augenheilkunde der Berliner Charité rät dazu, primär LEDs bis zu einer Stärke von 2.7000 Kelvin in Wohnräumen zu verwenden. "In ihnen ist der Blaulichtanteil ähnlich wie im Sonnenlicht und damit entsteht durch LED keine zusätzliche Gefährdung", so Strauß.

Arbeiter schweißt in einer Werkshalle an einem Bauteil

Blaulicht kann Augen schädigen

Das Blaulichtproblem ist der Evolution schon lange bekannt: In der Makula, die auch als gelber Fleck bezeichnet wird, ist ein natürlicher Blaulichtfilter eingebaut. Karotinoide, das sind gelbe Pigmente, fangen dort einen Teil des blauen Lichtes ab und schützen so die Netzhaut. Kritisch wird es für die Augen, wenn sie dauerhaft sehr hellem Licht ausgesetzt sein sollten. Das betrifft Menschen, die zum Beispiel unter starken Lichtbelastungen arbeiten, zum Beispiel Arbeiter in Werkshallen. Blaulicht in hoher Konzentration beschleunigt die chemischen Reaktionen im Auge, die zur Bildung zellschädigender Verbindungen führt und schließlich die Sehzellen zerstört. Außerdem schädigt Blaulicht die Pigmentzellen der Netzhaut. So wird ihr Alterungsprozess beschleunigt, Zellen produzieren vermehrt Abfallstoffe (Lipofuszine), die wiederum die Sehzellen schädigen.

Lichtquellen und Kelvin-Werte

  • 1500 K – Kerze

  • 2700 K – Glühlampe (60 Watt)

  • 2800 K – Halogenlampe

  • 4000 K – Leuchtstofflampe (neutralweiß)

"Dieser Prozess beginnt bereits ab dem 10. oder 15. Lebensjahr, das ist ganz natürlich aufgrund des Blaulichts der Sonne", erklärt Prof. Strauß. Wie viel Blaulicht letzten Endes für eine Schädigung verantwortlich ist, darüber ist sich die Wissenschaft noch nicht einig. Denn für eine Makuladegeneration können viele Möglichkeiten die Ursache sein, etwa
  • die Gene,
  • Rauchen,
  • Frausein oder
  • zu hoher Blutdruck.
"Das Blaulicht ist schwierig aus diesen Faktoren herauszurechnen, es gibt aber erste Studien, die einen Zusammenhang herstellen zwischen Blaulicht und einer Makuladegeneration", sagt der Berliner Wissenschaftler Strauß.

Bildschirme und Co.

Neben Lampen beinhalten auch Displays von Handys, Computer oder TV-Geräten LEDs zur Hintergrundbeleuchtung und geben blaues Licht ab. Folgende Tipps tragen zu mehr Wohlbefinden bei:
  • Aktivieren Sie die Nightshift-Funktion oder verringern Sie am Monitor die Farbtemperatur.
  • Beim Fernsehen, Chatten, Spielen oder bei der Arbeit an einem Bildschirm sollte bei Dunkelheit immer eine weitere Lichtquelle (Lampe, Deckenbeleuchtung etc.) eingeschaltet sein, damit die Pupillen klein sind und so möglichst wenig blaues Licht ihren Weg zur Netzhaut findet.
  • Beachten Sie, dass Blaulicht, das von Bildschirmen ausgeht, das Schlafhormon Melatonin unterdrückt. Wer daher abends zu lange am Computer oder am Handy, aber auch vor dem Fernseher sitzt, kann in der Regel schlechter einschlafen.

Mit Tageslichtlampen gegen den Winterblues

Eine Frau sitzt lesend vor einer Tageslichtlampe für die Lichttherapie
Viele Menschen verfallen in der dunkleren Jahreszeit regelrecht in eine sogenannte saisonabhängige Depression. Erst in den 1980er Jahren wurde belegt, dass mit hellem weißem Licht, das dem Sonnenlicht ähnelt, dieser Gemütszustand erfolgreich behandelt werden kann. Konzentriertes Licht senkt den Melatoningehalt im Blut,der Schläfrigkeit entgegen wirkt. Um einen Winterblues therapieren zu können, gilt eine Beleuchtungsstärke zwischen 2.500 und 10.000 Lux (Beleuchtungsstärke der Lichtquelle) als angemessen, der Abstand zur Lampe beträgt meistens einen halben Meter. Bei der Lichttherapie hält man die Augen offen und kann dabei lesen, arbeiten, essen oder auch auf dem Heimtrainer trainieren, schreibt Stiftung Warentest. Die Warentester haben viele entsprechende Leuchten getestet. Die Ergebnisse. Lässt sich durch Lampen mit unterschiedlichen Farbspektren die Tagesaktivität steuern? Prof. Olaf Strauß: "Nein. Licht mit unterschiedlichen Farbspektren, mit dem ich mich morgens munter und abends müde mache, das gibt es nicht. Die Lichtdauer bestimmt die Vitamin D Förderung und diese fördert die Produktion von Neurotransmittern, den sogenannten Glückshormonen."

Das richtige Licht für jeden Raum

Gesundheitliche Gründe spielen bei der Wahl des richtigen Lichts zuhause nur eine untergeordnete Rolle. Hier geht es mehr um Wohnlichkeit oder um praktische Aspekte.
  • Im Wohnzimmer sollte ein warmweißes Licht von 2.500 bis 2.700 Kelvin (K) verwendet werden. Bei Strahlern oder Spots muss der Abstrahlwinkel so eingerichtet werden, dass das Licht nicht blendet.
  • Ein anderer Aspekt ist die Farbwiedergabe, deshalb sollte sowohl im Schlafzimmer als auch im Bad darauf geachtet werden, dass die Leuchtstoffröhren und LEDs einen Ra-Wert* von mindestens 90 haben. Außerdem tragen zu einer schönen Atmosphäre im Schlafzimmer LED mit etwa 2.500 K bei.
  • Die Küche ist ein Arbeitsraum in dem die Farbwiedergabe wichtig ist: Der Ra oder CRI Index* sollte möglichst größer als 90 sein.
  • Im Büro empfiehlt sich eine höhere Farbtemperatur von 4.000 - 6.500 Kelvin. Das Licht sorgt für eine gute Arbeitsatmosphäre – der direkte Blick in die Lampe sollte vermieden werden.

* Die Farbwiedergabe wird als CRI (Color Rendering Index) oder auch als Ra-Wert bezeichnet. Dieses Maß stellt die naturgetreue Wiedergabe von Farbtönen dar. Der höchste Wert ist 100, empfohlen wird kein Wert unter 80.

Das kleine 1 x 1 des Lichts

Orientierung beim Kauf von LED geben die Farbtemperatur, die Farbwiedergabe und die Helligkeit:
  • Die Farbtemperatur, die Lichtfarbe wird in Kelvin (K) dargestellt.
Farbtemperaturen von 2.500-3.000 K werden als warmweiß bezeichnet. Sie haben einen relativ großen Rotlichtanteil, der Licht für eine gemütliche Atmosphäre herstellt. Lichtfarben von über 5.300 Kelvin werden als tageslichtweiß bezeichnet, sie haben einen höheren Blaulichtanteil und eignen sich besonders gut für Arbeitsplätze. LED-Lampen mit sehr hohen Blaulichtanteilen können auf Dauer Schäden an der Netzhaut verursachen. Tipp: Weder direkt in Lichtquellen mit hohem Blauanteil schauen noch sehr nah mit den Augen herangehen.
  • Wie hell LEDs leuchten, wird auf der Verpackung in der Einheit Lumen (lm) angegeben.
Zum Vergleich: Eine alte 40-Watt-Glühlampe leuchtet mit einer Helligkeit von etwa 390 lm. Als grobe Faustformel kann man die Wattzahl der früheren Glühlampe mal zehn rechnen und erhält in etwa den Lumen-Wert einer gleich hellen LED.

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