Masern

Die meisten Kinder werden heute gegen Masern geimpft. Doch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist die Krankheit auf dem Vormarsch. Denn in dieser Altersgruppe zeigen sich oft erschreckende Impflücken. Das kann lebensbedrohliche Folgen haben – denn Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Wir sprachen mit Dr. Jakob Maske, Kinderarzt in Berlin und Pressesprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte e.V.

Warum sind Masern so gefährlich?

Weil sie zu schweren Komplikationen und Folgeerkrankungen führen können. In einem von 1.000 Fällen enden sie tödlich. Erkrankt ein Kind unter drei Jahren an Masern, führt das sogar in einem von dreihundert Fällen zum Tod. Noch Jahre nach einer überstandenen Masern-Erkrankung kann es zu einer tödlich verlaufenden Entzündung des Gehirns kommen. Außerdem sind Masern hochgradig ansteckend. Es reicht, sich im selben Raum mit einer erkrankten Person zu befinden. Aus diesen Gründen sind Masern bei uns meldepflichtig.

Wir empfehlen die Impfung für Kinder ab elf Monaten. Die zweite Impfung soll im zweiten Lebensjahr erfolgen.

Dr. Jakob Maske, Kinderarzt in Berlin

Wird die Impfung auch für Erwachsene empfohlen?

Ja, unbedingt! Wir erreichen zum Glück ja auch die Eltern, die mit ihren Kindern zu uns in die Praxis kommen. Wir bieten ihnen an, gleich ihren eigenen Impfpass mitzubringen und sich nachimpfen zu lassen.

Und was ist mit den übrigen? Ist die Masern- Schutzimpfung nicht auch ein Thema für die Hausärzte?

Auf jeden Fall. Wir stellen fest, dass insbesondere die Jahrgänge der nach 1970 Geborenen heute keinen ausreichenden Impfschutz haben. Das betrifft also die Altersgruppe zwischen 20 und Mitte 40.

Woran liegt das?

Die vor 1970 Geborenen haben die Erkrankung meist selber durchgemacht und dadurch Immunität erworben. Erwachsene, die in den 70er Jahren geimpft worden sind, haben meist nur eine Impfung erhalten. Ohne eine zweite Impfung sind sie aber ansteckungsgefährdet.

Wie erklären Sie sich die Skepsis vieler Menschen gegenüber der Masern-Impfung?

Oft sind die Eltern schlecht informiert. Wenn man beispielsweise im Internet zum Thema Masern recherchiert, dann erscheinen als erstes die Seiten, die sich nicht wissenschaftlich mit dem Thema befassen.

Was sagen Sie Eltern, die unsicher sind, ob sie ihr Kind impfen lassen sollten?

Wir nehmen uns viel Zeit, sprechen mit ihnen und erklären ihnen die Zusammenhänge. Wir klären über die Erkrankung selbst und die teilweise lebensgefährlichen Komplikationen auf. Wir beschreiben aber auch ausführlich, was an Reaktionen nach einer Masernimpfung zu erwarten ist und dass diese Reaktionen in aller Regel äußerst harmlos sind. Hier sind Eltern häufig schlecht oder falsch informiert. Ein möglichst reichhaltiges Wissen über die Erkrankung selbst und deren Komplikationen, aber auch über die Dinge, die eine Impfung sicher nicht auslöst, schafft eine fast hundertprozentige Akzeptanz gegenüber der Impfung.

Was halten Sie davon, dass manche Eltern ihre Kinder zu sogenannten „Masern-Partys“ bringen, damit sie sich anstecken und danach immun sind?

Davon raten wir definitiv ab! Ich persönlich würde jemanden anzeigen, der so etwas veranstaltet! Dass eine durchgemachte Masern-Erkrankung besser schützt als die zweifache Impfung, ist ein Ammenmärchen. Wissenschaftlich ist eine solche These nicht haltbar.

Der beste Schutz ist also die Impfung?

Ja, die zweifache Impfung. Die Erstimpfung allein bietet keinen absoluten Schutz, deshalb ist es wichtig, ein zweites Mal zu impfen. Wer trotz Impfung erkrankt, hat in der Regel nur eine Impfung erhalten.

Immer wieder treten Masern-Epidemien auf, so etwa im vergangenen Jahr. Wie ist das zu erklären?

Dazu kann es kommen, wenn in einer Region kein Herdenschutz besteht, der erst ab einer Durchimpfungsrate von 95 Prozent optimal ist. Das kann zum Beispiel in einer Schule der Fall sein, in der das Impfen aus weltanschaulichen Gründen abgelehnt wird. Wenn ein Infizierter in eine solche Gemeinschaft kommt, kann die Krankheit sich epidemieartig verbreiten. Das Tückische an Masern ist außerdem, dass sie ansteckend sind, lange bevor die ersten Krankheitssymptome auftreten: Beim U-Bahn-Fahren, in der Kita oder Schule, in öffentlichen Einrichtungen gibt man die Erreger unbemerkt weiter.

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