Wie stellt man Endometriose fest?
Schmerzen bei der Periode, beim Sex oder im Bauchraum und niemand weiß warum? Wenn diese Beschwerden zum Alltag werden, lohnt es sich genauer hinzuschauen, denn vielleicht steckt Endometriose dahinter. Hier erfährst du, wie Endometriose erkannt und diagnostiziert wird.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Endometriose?
- Symptome von Endometriose
- Warum die Diagnose Endometriose oft so lange dauert
- Warum ist eine frühe Diagnose so wichtig?
- So läuft die Diagnose von Endometriose ab
- Was passiert nach der Diagnose?
- Fazit: Nimm deine Schmerzen ernst – du hast das Recht auf Hilfe
- Häufige Fragen zur Endometriose-Diagnose
- Weitere Informationen und Quellen
Endometriose betrifft 10 bis 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter. In Deutschland sind das rund 2 Millionen. Trotzdem ist die Krankheit in der Öffentlichkeit noch immer kaum bekannt. Bis eine Diagnose gestellt wird, vergehen im Durchschnitt 7 bis 10 Jahre.
Das liegt nicht nur daran, dass die Erkrankung oft verkannt wird. Sondern auch daran, dass viele Betroffene lange nicht ernst genommen werden. Umso wichtiger ist es, Endometriose-Symptome frühzeitig zu erkennen und zu wissen, wie eine zuverlässige Diagnose gestellt werden kann.
Was ist Endometriose?
Endometriose ist eine chronische Erkrankung. Dabei wächst Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, außerhalb der Gebärmutter.
Dieses sogenannte „Endometriosegewebe“ kann sich an den folgenden Stellen ansiedeln:
- im Bauchraum
- an den Eierstöcken
- an den Eileitern
- am Darm
- an der Blase oder
- sogar an weiter entfernten Stellen.
Wie die normale Gebärmutterschleimhaut reagiert auch dieses Gewebe auf den monatlichen Zyklus: Es baut sich auf, blutet ab, kann aber nicht abfließen. Das führt zu Entzündungen, Schwellungen, Schmerzen und im Laufe der Zeit oft zu Verwachsungen oder Zysten.
Die Ursachen der Endometriose sind bis heute nicht vollständig geklärt und jede Endometriose verläuft anders. Manche Frauen haben kaum Symptome, andere kämpfen mit starken Schmerzen und Einschränkungen im Alltag.
Wichtig ist: starke Regelschmerzen sind nicht „normal“. Sie verdienen Aufmerksamkeit und medizinische Abklärung. Aber wie stellt man Endometriose fest?
Symptome von Endometriose
Die Beschwerden bei Endometriose sind vielfältig. Sie zeigen sich dabei nicht immer eindeutig und können leicht mit anderen Erkrankungen verwechselt oder als normale Zyklusbeschwerden abgetan werden. Gerade das macht die Diagnose so schwierig.
Folgende Symptome können auf Endometriose hindeuten:
- Starke Regelschmerzen: Nicht jede Menstruation verläuft schmerzfrei. Aber bei Endometriose gehen die Schmerzen oft weit über das hinaus, was viele als „normal“ empfinden. Sie beginnen häufig schon vor der Blutung und halten über mehrere Tage an. Schmerzmittel helfen oft nur bedingt.
- Schmerzen beim Sex: Viele Betroffene berichten von Schmerzen während oder nach dem Geschlechtsverkehr, insbesondere bei tiefer Penetration. Diese Beschwerden können nicht nur körperlich belastend sein, sondern auch das Selbstwertgefühl und die Partnerschaft beeinflussen.
- Chronische Unterleibs- und Rückenschmerzen: Manche Betroffene spüren Schmerzen nicht nur während der Periode, sondern auch zyklusunabhängig, im unteren Rücken oder im gesamten Beckenbereich. Diese anhaltenden Beschwerden schränken ihren Alltag oft stark ein.
- Verdauungsprobleme rund um die Periode: Blähungen, Durchfall oder Verstopfung, besonders während der Menstruation, können auf Endometrioseherde im Darmbereich hinweisen. Auch Schmerzen beim Stuhlgang oder Wasserlassen sind möglich.
- Unerfüllter Kinderwunsch: Endometriose kann sich auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken. So beeinträchtigen die Verwachsungen und Entzündungen unter Umständen den Eisprung, die Eileiter und die Einnistung eines befruchteten Eis.
- Erschöpfung und Müdigkeit: Viele Betroffene berichten von ständiger Erschöpfung, auch dann, wenn sie ausreichend schlafen. Diese sogenannte Fatigue ist eine häufige Begleiterscheinung chronischer Entzündungsprozesse im Körper.
Wenn du das Gefühl hast, dein Körper spricht immer wieder Warnsignale aus, besonders in Zusammenhang mit deinem Zyklus, lohnt es sich, aufmerksam zu sein. Nimm Symptome von Endometriose ernst und lass dich im Zweifelsfall von deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen beraten.
Viele Frauen mit Endometriose haben einen langen Weg hinter sich, bevor sie endlich wissen, was mit ihrem Körper los ist. Das liegt häufig nicht an mangelnder Aufmerksamkeit der Betroffenen, sondern an mehreren strukturellen Hürden:
Endometriose-Symptome kurz zusammengefasst

Warum die Diagnose Endometriose oft so lange dauert
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Schmerzen werden herabgesetzt
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Aussagen wie „Regelschmerzen sind doch normal“ oder „Stell dich nicht so an“ bekommen viele Betroffene zu hören. Manchmal sogar von medizinischem Fachpersonal. Das führt dazu, dass viele ihre Beschwerden lange aushalten und sich nicht ernst genommen fühlen.
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Zu wenig Wissen über Endometriose
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Obwohl Endometriose Millionen Menschen betrifft, ist die Krankheit selbst noch immer zu wenig bekannt – auch im Gesundheitswesen. Nicht jede Ärztin oder jeder Arzt denkt bei Bauchschmerzen oder Zyklusbeschwerden an Endometriose.
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Unspezifische Symptome
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Die Beschwerden bei Endometriose ähneln denen vieler anderer Erkrankungen, zum Beispiel Reizdarmsyndrom, Blasenentzündungen oder psychischer Belastung. Das erschwert die Zuordnung und kann zu Fehldiagnosen führen.
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Keine einfache Diagnostik
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Anders als bei vielen anderen Erkrankungen gibt es keinen einfachen Bluttest, der die Krankheit sicher nachweist. Auch im Ultraschall sind die Herde oft nicht sichtbar. In vielen Fällen ist eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) notwendig. Das ist ein operativer Eingriff, der nicht leichtfertig gemacht wird.
Warum ist eine frühe Diagnose so wichtig?
Viele Betroffene erleben durch Endometriose eine erhebliche Einschränkung ihrer Lebensqualität: im Alltag, im Beruf, in der Partnerschaft und nicht zuletzt im eigenen Körpergefühl.
Je früher Endometriose erkannt wird, desto besser lassen sich Komplikationen und eine chronische Belastung vermeiden.
Auch bei einem unerfüllten Kinderwunsch ist eine schnelle Abklärung wichtig. Durch eine gezielte Behandlung können die Chancen auf eine Schwangerschaft verbessert werden.
Die gute Nachricht: Das Bewusstsein für Endometriose wächst – in der Medizin, in den Medien und in der Gesellschaft. Es lohnt sich dranzubleiben und sich gegebenenfalls eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.
So läuft die Diagnose von Endometriose ab
Gespräch mit der Gynäkologin oder dem Gynäkologen
Die erste Anlaufstelle bei Symptomen, die auf eine Endometriose hindeuten, ist die Frauenärztin oder der Frauenarzt. Meist gibt es zuerst ein ausführliches Anamnesegespräch. Deine Gynäkologin oder dein Gynäkologe fragt dich dabei unter anderem:
- Welche Beschwerden treten auf und wie häufig?
- In welchem Zyklusabschnitt sind sie besonders stark?
- Wie sehr beeinflussen sie deinen Alltag, deinen Beruf, deine Beziehungen?
- Gibt es ähnliche Beschwerden in deiner Familie?
Tipp: Ein Zyklus- und Beschwerdetagebuch kann hier sehr hilfreich sein. Dort schreibst du auf, wann du welche Beschwerden hast. Es hilft dir, Zusammenhänge zwischen Endometriose-Symptomen und deinem Zyklus zu erkennen und deine Erfahrungen im Gespräch gezielter zu schildern.
Gynäkologische Untersuchung
Im Anschluss erfolgt eine körperliche Untersuchung. Dabei wird die Gebärmutter abgetastet, um mögliche Verhärtungen, Verwachsungen oder druckempfindliche Stellen zu erkennen.
Zusätzlich wird meist ein vaginaler Ultraschall durchgeführt. Damit lassen sich Endometriosezysten an den Eierstöcken (Endometriome) oder andere auffällige Strukturen erkennen.
Besonders aufschlussreich ist ein hochauflösender Ultraschall in zertifizierten Endometriosezentren. Dort arbeiten speziell geschulte Ärztinnen und Ärzte, die mit viel Erfahrung auch tief infiltrierende Endometriose (TIE) erkennen können, etwa an Darm oder Blase.
Wichtig: Nicht alle Endometrioseherde sind auf dem Ultraschall sichtbar. Auch wenn das Untersuchungsergebnis unauffällig ist, kann eine Endometriose vorliegen.
Bildgebende Verfahren: MRT
Bei Verdacht auf tief infiltrierende Endometriose, also wenn Organe wie Darm oder Blase betroffen sind, kann eine Magnetresonanztomografie (MRT) hilfreich sein. Das bildgebende Verfahren zeigt tieferliegende Veränderungen, die bei einer normalen Ultraschalluntersuchung verborgen bleiben.
Auch hier gilt: Die Bildgebung ist ein wichtiger Baustein aber keine alleinige Methode, um eine Endometriose sicher auszuschließen.
Relativ neu: Diagnose per Speicheltest
Ein neuer und innovativer Ansatz ist die Diagnostik per Speichelprobe, bei der genetische Anzeichen analysiert werden. Diese Methode wird aktuell von einigen Fachärztinnen und Fachärzten in Kooperation mit spezialisierten Laboren angeboten.
Wichtig ist: Auch der Speicheltest allein reicht nicht aus. Er sollte immer in Verbindung mit bildgebenden Verfahren wie Ultraschall oder MRT interpretiert werden.
Bauchspiegelung (Laparoskopie): früher Standard, heute gezielter Einsatz
Die sogenannte Bauchspiegelung (Laparoskopie) galt lange als einzig sicherer Weg zur Diagnose. Dabei wird unter Vollnarkose über kleine Schnitte in der Bauchdecke eine Kamera eingeführt, mit der die Organe auf Endometrioseherde untersucht werden. In vielen Fällen können auffällige Stellen sofort entfernt oder verödet werden. Das kann Beschwerden nachhaltig lindern.
Heute empfehlen viele Expertinnen und Experten die Laparoskopie vor allem dann, wenn Endometriose schon erkannt wurde und behandelt werden soll. Denn dank moderner Bildgebung und spezialisierter Fachkräfte lässt sich Endometriose häufig bereits ohne diesen invasiven Eingriff erkennen.
Eine gute Abklärung kann also auch ohne Operation möglich sein, abhängig davon, wie ausgeprägt deine Beschwerden sind und welche Organe betroffen sind.
Wichtig: Die Entscheidung für eine Bauchspiegelung ist oft ein großer Schritt. Wenn du unsicher bist oder dich nicht gut aufgehoben fühlst, hast du jederzeit das Recht, eine zweite Meinung einzuholen. Besonders dann, wenn dir zur Operation geraten wird oder wenn du dich nicht ernst genommen fühlst. Eine gute Diagnostik sollte immer auf Augenhöhe, mit Empathie und im Dialog erfolgen.
Was passiert nach der Diagnose?
Endometriose ist nicht heilbar, aber behandelbar. Wie es nach der Diagnose weitergeht, hängt stark von deinen individuellen Beschwerden ab. Ziel jeder Behandlung ist es, deine Lebensqualität zu verbessern und Schmerzen zu lindern.
Mögliche Behandlungswege:
- Medikamentöse Therapie: zum Beispiel durch Hormonpräparate zur Linderung der Beschwerden
- Operative Eingriffe: Entfernung von Endometrioseherden, wenn nötig
- Begleitende Maßnahmen: Schmerztherapie, Ernährungsanpassung, Physiotherapie oder Psychotherapie
- Unterstützung & Austausch: zum Beispiel in Selbsthilfegruppen oder spezialisierten Endometriosezentren
Wichtig: Es gibt nicht die eine richtige Lösung. Die Behandlung wird immer individuell auf dich abgestimmt. Lass dich gut beraten und nimm dir Zeit für deine Entscheidung.
Fazit: Nimm deine Schmerzen ernst – du hast das Recht auf Hilfe
Endometriose ist keine eingebildete Krankheit. Wenn du das Gefühl hast, dass etwas mit deinem Körper nicht stimmt, kannst du dich von Ärztinnen und Ärzten beraten lassen.
Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto besser kannst du mit der Erkrankung leben und dir gezielt Unterstützung holen. Du bist nicht allein, und es gibt Hilfe.
Häufige Fragen zur Endometriose-Diagnose
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Kann Endometriose im Ultraschall erkannt werden?
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Nur teilweise. Zysten oder große Herde sind manchmal sichtbar, viele Veränderungen sind jedoch zu klein oder zu versteckt.
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Wie kann ich mich auf den Arzttermin vorbereiten?
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Schreibe auf, wann welche Beschwerden auftreten. Ein Symptomtagebuch über mehrere Zyklen ist sehr hilfreich.
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Gibt es Spezialistinnen oder Spezialisten für Endometriose?
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Ja, sogenannte Endometriosezentren. Diese Kliniken oder Praxen sind auf die Erkrankung spezialisiert und bieten oft interdisziplinäre Behandlungen an.
Weitere Informationen und Quellen
- Wie wird Endometriose diagnostiziert? – Endometriose Vereinigung Deutschland e. V.
- Endometriose: Diagnostik – Frauenärzte im Netz
- Endometriose – gynäkologische Diagnostik und Therapie, Burghaus, S., Beckmann, M.W. Schmerz 35, 172–178 (2021). https://doi.org/10.1007/s00482-021-00541-w
- Endometriose: neue Hoffnung für die Diagnostik?, Willmann, M., gynäkologie + geburtshilfe 28 (Suppl 1), 20–23 (2023). https://doi.org/10.1007/s15013-023-5317-4