Nebenwirkungen der Pille: Nicht immer harmlos
Die Antibabypille ist eine der meistgenutzten Verhütungsmethoden – einfach, zuverlässig und meistens gut verträglich. Doch manche Frauen reagieren empfindlich auf die Pille. Nebenwirkungen, worauf du bei der Einnahme achten solltest und welche Alternativen es gibt, erläutern wir hier.
Inhaltsverzeichnis
- Was passiert im Körper durch die Pille?
- Risiken und Nebenwirkungen der Pille
- Langfristige Risiken: Thrombose, Herz & Kreislauf
- Was tun bei Pille-Nebenwirkungen?
- Pille absetzen: Was auf dich zukommen kann
- Zyklusstörungen und PCO: Was die Pille damit zu tun hat
- Hormonfrei verhüten: Diese Alternativen gibt es
- Fazit: Gut informiert, selbstbestimmt entscheiden
- Häufige Fragen zu den Nebenwirkungen der Pille
Wie wirkt die Pille?
Die Antibabypille ist eines der bekanntesten hormonellen Verhütungsmittel. Indem sie gezielt in deinen natürlichen Hormonhaushalt eingreift, verhindert sie eine Schwangerschaft. Doch was passiert dabei genau in deinem Körper?
Die Pille verhindert den Eisprung
Die wichtigste Wirkung der Pille: Sie unterdrückt den Eisprung. Normalerweise sorgt ein feines Zusammenspiel deiner körpereigenen Hormone dafür, dass in der Mitte deines Zyklus eine Eizelle aus dem Eierstock springt, die bereit ist, befruchtet zu werden.
Die Pille enthält künstlich hergestellte Hormone (meist eine Kombination aus Östrogen und Gestagen), die deinem Körper signalisieren: „Es sind genügend Hormone da – wir müssen keinen Eisprung auslösen.“ So bleibt die Eizelle im Eierstock – und ohne Eizelle kann es nicht zur Befruchtung kommen.
Der Schleim wird zäh und hält Spermien draußen
Durch die künstlichen Hormone in der Pille verändert sich auch der Schleim im Gebärmutterhals und wird dickflüssiger. In diesem zähen Schleim kommen Spermien kaum noch voran und erreichen so die Eizelle erst gar nicht.
Die Gebärmutterschleimhaut verändert sich
Falls es trotz allem zu einer Befruchtung kommen sollte, verhindert die Pille zusätzlich, dass sich die befruchtete Eizelle in der Gebärmutter einnisten kann. Denn die künstlichen Hormone verändern die Schleimhaut der Gebärmutter. So wird sie weniger empfänglich für eine befruchtete Eizelle.
Kurz gesagt schützt die Antibabypille gleich auf drei Wegen vor einer Schwangerschaft:
- Sie verhindert den Eisprung.
- Sie macht den Schleim im Gebärmutterhals undurchlässiger.
- Sie sorgt dafür, dass sich eine befruchtete Eizelle nicht einnisten kann.
Das klingt praktisch, bedeutet aber auch: Dein natürlicher Zyklus wird ausgeschaltet, und der Körper reagiert darauf. Bei manchen macht sich das kaum bemerkbar, andere reagieren stärker auf die Veränderungen.
Gut zu wissen: Wenn du Fragen zur Einnahme hast oder wissen möchtest, ob die Pille die richtige Verhütung für dich ist, kannst du mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt sprechen. Denn: Jeder Körper ist anders – und auch nicht jede Pille wirkt gleich.
Risiken und Nebenwirkungen der Pille
Nicht jede Frau hat Nebenwirkungen durch die Pille – aber viele erleben zumindest gelegentliche Beschwerden. Dazu gehören:
- Stimmungsschwankungen
- Kopfschmerzen oder Migräne
- Libidoverlust
- Zwischenblutungen
- Spannungsgefühle in der Brust
Diese Symptome können harmlos sein – sollten aber nicht einfach hingenommen werden. Dein Körper sendet Signale, die du untersuchen lassen kannst.
Wann treten Nebenwirkungen der Pille auf?
Nebenwirkungen der Pille treten typischerweise in den ersten Zyklen nach der ersten Einnahme oder nach einem Pillenwechsel auf. Die meisten Nebenwirkungen sind vorübergehend und bessern sich innerhalb einiger Monate.
Besonders bei längerer Einnahme solltest du dir auch der möglichen langfristigen Risiken der Pille bewusst sein.
Langfristige Risiken der Pille
-
Thrombose: wenn sich ein Blutgerinnsel bildet
-
Bei langfristiger Einnahme der Pille besteht ein erhöhtes Risiko für Venenthrombosen. Dabei entsteht ein Blutgerinnsel, das die Blutgefäße – meist in den Beinen – verstopfen kann. In seltenen Fällen kann dieses Gerinnsel in die Lunge wandern und eine lebensgefährliche Lungenembolie verursachen.
Typische Symptome einer Thrombose sind:
- Einseitige Schwellung des Beins (meist Wade oder Oberschenkel)
- Druckschmerz oder Spannungsgefühl
- Rötung oder Überwärmung der Haut
- Plötzliche Atemnot oder Brustschmerzen (bei Lungenembolie)
Wer ist besonders gefährdet?
- Raucherinnen
- Frauen mit Übergewicht
- Personen mit familiärer Vorbelastung (zum Beispiel Blutgerinnungsstörungen)
- Frauen über 35 Jahren
Wenn du zu einer dieser Gruppen gehörst, solltest du mit deiner Ärztin oder deinem Arzt besprechen, ob eine andere Verhütungsmethode sinnvoller ist.
-
Herz-Kreislauf-Erkrankungen: ein unterschätztes Risiko
-
Die Pille kann auch den Blutdruck erhöhen und das Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall leicht steigern – besonders bei gleichzeitigen Risikofaktoren wie Nikotinkonsum oder Bluthochdruck. Diese Nebenwirkungen sind jedoch selten und betreffen vor allem Frauen, die die Pille über viele Jahre hinweg einnehmen.
Lies hier mehr darüber, wie sich ein Herzinfarkt anfühlt.
Warnzeichen für Herz-Kreislauf-Probleme können sein:
- Plötzlicher, starker Kopfschmerz (ungewohnt oder einseitig)
- Sehstörungen, Schwindel, Sprachstörungen
- Taubheitsgefühle oder Lähmungen in Gesicht oder Gliedmaßen
- Druckgefühl oder Schmerzen in der Brust
Wenn du eines dieser Symptome bemerkst, solltest du ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Gut zu wissen: Viele Pillen der neueren Generation gelten als „niedrig dosiert“, was das Risiko etwas senkt. Dennoch solltest du dich regelmäßig bei deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen durchchecken lassen, wenn du die Pille nimmst.
-
Psyche unter Druck: emotionale Nebenwirkungen
-
Immer mehr Frauen berichten, dass sich ihre mentale Gesundheit durch die Einnahme der Pille verändert. Dazu zählen:
- Depressive Verstimmungen
- innere Unruhe oder Angstzustände
- emotionale Abgestumpftheit
Wissenschaftlich ist das Thema noch nicht abschließend geklärt – aber ernst zu nehmen ist es allemal. Wenn du das Gefühl hast, „nicht du selbst zu sein“, lohnt sich ein offenes Gespräch mit deiner Gynäkologin oder deinem Gynäkologen.
-
Körperliche Veränderungen: Gewicht, Haut und Co.
-
Die Pille kann auch deinen Körper beeinflussen. Mögliche Nebenwirkungen sind:
- Gewichtszunahme: oft durch veränderten Appetit oder Wassereinlagerungen
- Hautprobleme: manche Pillen verbessern Akne, andere verschlechtern sie
- Verdauungsbeschwerden: Übelkeit oder Blähungen
Diese Veränderungen sind individuell und unterschiedlich. Was der einen Person hilft, kann für die andere belastend sein.
Was tun bei Pille-Nebenwirkungen?
Spürst du unerwünschte Veränderungen, heißt das nicht automatisch, dass du die Antibabypille absetzen musst. Aber es bedeutet, dass du genauer hinschauen solltest:
- Führe ein Symptomtagebuch: Dadurch kannst du Zusammenhänge oft leichter erkennen.
- Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt: Es gibt verschiedene Pillentypen, manche sind individuell besser verträglich als andere.
- Nimm deine Gefühle ernst und achte auf dich: körperlich wie emotional.
Pille absetzen: Was auf dich zukommen kann
Du überlegst, die Pille abzusetzen? Auch das kann Auswirkungen auf deinen Körper und deine Psyche haben.
Während du die Pille einnimmst, ist dein Zyklus quasi ruhig gestellt. Nach dem Absetzen braucht er manchmal etwas Zeit, um wieder zu seinem natürlichen Rhythmus zurückzufinden.
Typische Begleiterscheinungen sind:
- Zyklusstörungen: unregelmäßige oder ausbleibende Menstruation
- Hautprobleme: etwa Akne oder fettige Haut
- Haarausfall: besonders in den ersten Monaten nach dem Absetzen
- Stimmungsschwankungen: bedingt durch die natürliche Hormonproduktion
Diese Symptome verschwinden in der Regel nach einigen Wochen oder Monaten wieder, wenn sich der Körper umgestellt hat und die natürliche Hormonproduktion wieder läuft.
Wichtig: Gib dir Zeit, sei geduldig mit dir – und sprich bei starken Beschwerden mit deiner Ärztin oder deinem Arzt.
Tipp: Eine Untersuchung des Hormonstatus bei deiner Ärztin oder deinem Arzt, eine Zyklustracking-App oder ein Zyklustagebuch kann dir helfen, den Überblick zu behalten und die Veränderungen besser einzuordnen.
Zyklusstörungen und PCO – was die Pille damit zu tun hat
Die Pille wirkt regulierend – das bedeutet aber nicht immer, dass alles im hormonellen Gleichgewicht ist. In manchen Fällen verdeckt sie vielmehr bestehende Zyklusstörungen, die erst nach dem Absetzen sichtbar werden.
Was ist das Polyzystische Ovarialsyndrom?
Ein Beispiel dafür ist das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCO). Viele Frauen merken davon lange nichts, weil die Pille typische Symptome wie Zyklusunregelmäßigkeiten, Akne oder verstärkte Körperbehaarung unterdrückt. Erst nach dem Absetzen fällt auf: Der Zyklus bleibt aus, die Haut verschlechtert sich, und die Periode kommt unregelmäßig oder gar nicht.
Wichtig: Die Pille verursacht kein PCO, kann aber das Syndrom über Jahre verschleiern. In seltenen Fällen scheinen sich nach dem Absetzen der Pille auch PCO-ähnliche Symptome zu entwickeln – insbesondere, wenn die hormonelle Verhütung sehr früh im Jugendalter begonnen wurde.
Ob es sich dabei um ein echtes PCO oder nur um eine vorübergehende hormonelle Reaktion handelt, sollte medizinisch abgeklärt werden.
Hormonfrei verhüten: Diese Alternativen gibt es
Du möchtest die Pille lieber nicht einnehmen? Es gibt viele gut verträgliche Alternativen:
- Kupferspirale oder Kupferkette – hormonfrei, langfristig, gilt als sehr zuverlässig. Aber Vorsicht: Muss von einer Fachkraft eingesetzt werden.
- Diaphragma – eine kleine Latexmembran, die vor dem Geschlechtsverkehr wie ein Tampon in die Scheide eingeführt wird und verhindert, dass Spermien in die Gebärmutter gelangen. Achtung:Die Anwendung erfordert Übung, und die richtige Größe ist wichtig, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.
- Kondome – flexibel, sehr einfache Anwendung und ohne Eingriff in den Körper.
- Zyklus-Tracking durch die Temperaturmethode – bei regelmäßigem Zyklus eine Option, aber nicht für alle geeignet.
Jede Methode hat ihre Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass du dich damit wohlfühlst.
Fazit: Gut informiert, selbstbestimmt entscheiden
Die Pille bietet viele Vorteile – aber eben nicht ohne mögliche Nebenwirkungen. Wichtig ist: Du hast ein Recht auf Information, Mitbestimmung und Alternativen. Beobachte dich aufmerksam, vertraue deinem Gefühl und hol dir ärztlichen Rat. Nur du kannst entscheiden, was für dich richtig ist – und dabei unterstützen wir dich gern.
Häufige Fragen zur Pille und ihren Nebenwirkungen
-
Kann die Pille wirklich depressiv machen?
-
Viele Frauen berichten davon – wissenschaftlich ist ein Zusammenhang möglich, aber nicht bei jeder Pille nachgewiesen. Hör auf dein Bauchgefühl und sprich mit Fachleuten.
-
Wie erkenne ich eine Thrombose?
-
Anzeichen sind Schmerzen und Schwellungen – vor allem in den Beinen. Bei Verdacht: sofort ärztliche Hilfe aufsuchen!
-
Was ist die „beste“ Pille?
-
Die beste Pille ist die, die zu dir passt. Das hängt von deinem Körper, deiner Lebenssituation und deinen Bedürfnissen ab.
Weiterführende Informationen und Quellen
- Oral Contraceptives and Cigarette Smoking: A Review of the Literature and Future Directions, Allen AM, Weinberger AH, Wetherill RR, Howe CL, McKee SA., Nicotine Tob Res. 2019;21(5):592-601. doi:10.1093/ntr/ntx258
- Oral Contraceptives and HRT Risk of Thrombosis, Gialeraki A, Valsami S, Pittaras T, Panayiotakopoulos G, Politou M,. Clin Appl Thromb Hemost. 2018;24(2):217-225. doi:10.1177/1076029616683802
- Hormonal Contraceptives and Mood: Review of the Literature and Implications for Future Research, Robakis T, Williams KE, Nutkiewicz L, Rasgon NL., Curr Psychiatry Rep. 2019;21(7):57. Published 2019 Jun 6. doi:10.1007/s11920-019-1034-z
- Frauenärzte im Netz - Pille / Kombi-Pille / Mikropille