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Selbstliebe lernen

Experten-Interview

"Mein Bauch ist zu dick!", "Hilfe, da ist ein Pickel!", "Meine Haare sind zu platt!" – Wir gehen sehr kritisch mit unserem Körper um und wollen ihn ständig optimieren. Diplom-Psychologin Susanne Schwarz erklärt, warum uns Schönsein so wichtig ist und wie man in seinen Alltag mehr Selbstliebe integrieren kann.

  • Frau Schwarz, es heißt: "Du kannst nur jemanden lieben, wenn du dich selbst liebst." Würden Sie dem zustimmen?
    In meiner therapeutischen Arbeit erlebe ich viele Menschen, die Selbstwertprobleme haben und sich trotzdem in langen Partnerschaften befinden und eng mit ihrem Partner verbunden sind. Das eine hat also nicht zwangsläufig etwas mit dem anderen zu tun. Ich kann aber schon sagen, dass die, die mit sich im Reinen sind, gelassener und zufriedener in einer Beziehung sind. Sie warten nicht auf Bestätigung des Partners und haben weniger Sorge vor Ablehnung.

  • Und welche Rolle spielt Selbstliebe beim Sex?
    Es gibt Männer und Frauen, die mit ihrem Körper unzufrieden sind und ein geringes Selbstwertgefühl haben, im Bett aber umschalten können. Sie schaffen es, sich fallen zu lassen und haben guten Sex. Wenn es Probleme im Sexualleben gibt, spielt die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper allerdings oft eine Rolle. Wenn die Gedanken um das Aussehen des eigenen Körpers kreisen und Berührungen des Partners Unbehagen auslösen, fällt es schwer, sich hinzugeben. Da kann es helfen, seine Sorgen anzusprechen. Oft nimmt der Partner die vermeintlichen Schwachstellen nicht als solche wahr oder findet diese sogar schön.

  • Warum ist Schönsein für uns so wichtig?
    Einerseits konfrontieren uns die Medien permanent mit Schönheitsidealen. Andererseits ist es inzwischen fast selbstverständlich, dass jeder an seinem Körper etwas machen kann. Fett absaugen, Nase richten, Haare färben – alles ist möglich. Man muss sich ja schon rechtfertigen, wenn man nichts an sich verändert und seinen Körper akzeptiert wie er ist.
Diplompsychologin Susanne Schwarz.

Ihr Körper ist wie ein Haus – und in dem Haus, in dem Sie leben, möchten Sie es schön haben.

Susanne Schwarz, Diplom-Psychologin

 

  • Hadern Frauen und Männer im gleichen Maße mit ihrem Äußeren?
    Frauen haben einen defizitorientierteren Blick auf sich als Männer. Sie vergleichen sich öfter untereinander und üben aufeinander enormen Druck aus, was ihr Äußeres anbelangt. Das verdeutlichen Frauenzeitschriften, die von Frauen für Frauen gemacht sind und sich ums Abnehmen, Optimieren, Schönsein drehen. Gegenüber Männern herrscht mehr gesellschaftliche Toleranz, wenn sie ein paar Kilos mehr drauf haben. Wobei auch Männer beginnen, sich mehr zu vergleichen und die Toleranz gegenüber Männerkörpern abnimmt. In den Drogerien gibt es mehr Produkte, mit denen auch Männer ihr Äußeres optimieren sollen.
  • Werden wir mit dem Alter entspannter?
    Selbstbewusstsein und Selbstannahme sind in der Pubertät noch nicht gefestigt. Heranwachsende bemessen ihren Wert oft danach, wie sie optisch bei anderen ankommen. Das verändert sich schon mit dem Alter. In der Lebensmitte kann der Blick wieder kritischer werden. In den Wechseljahren verändern nicht nur hormonelle Umstellungen den Körper, man hinterfragt auch wieder viele Dinge.
  • In den Sozialen Medien hat die Body Positivity Bewegung in den letzten Jahren viel Zuspruch erfahren. Ihre Anhänger lehnen sich gegen die gängigen Schönheitsideale auf und animieren dazu, sich trotz oder gerade wegen seiner Makel zu lieben. Sie stellen ihre Pickel, ihre Fettpolster oder ihre Narben öffentlich zur Schau. Kann das zu mehr Selbstakzeptanz beitragen?
    Ich unterstütze die Botschaft, dass jeder Körper wertvoll und liebenswert ist. Niemand sollte verachtet werden, weil er nicht irgendwelchen Normen oder Idealen entspricht oder ein paar Kilos mehr wiegt. Was ich kritisch sehe, ist, wenn adipöse Menschen starkes Übergewicht als gut und nicht veränderungswürdig darstellen. Das führt dazu, dass es immer normaler wird, übergewichtig zu sein, obwohl es viele Gesundheitsrisiken mit sich bringt.

Was kann ich konkret tun, um meine Selbstliebe zu stärken?

  • Analysieren Sie: Woher kommt die Unzufriedenheit mit meinem Äußeren? Bin ich vielleicht mit einem anderen Lebensbereich unzufrieden und projiziere das auf meinen Körper.

  • Fragen Sie sich: Was genau mag ich an mir nicht? Sortieren Sie dann danach, was veränderbar ist, was nur bedingt und was gar nicht. Die Form der Nase lässt sich nicht so einfach verändern, die Fitness schon. Dann heißt es: Nicht bloß jammern, sondern handeln – zum Beispiel Sport machen, um die Fitness zu verbessern.

  • Wägen Sie ab: Wie viele Entbehrungen will ich für meinen Traumkörper in Kauf nehmen? Wie realistisch ist es, dass ich mit weniger Gewicht oder einem flacheren Bauch glücklicher und zufriedener werde? Kann ich akzeptieren, dass ich mehr wiege als ich es mir wünschen würde? Dafür bin ich aber entspannter, weil ich nicht ständig über Essen, Kalorien und meinen Bauch nachdenken muss.

  • Machen Sie einen Realitätscheck: Fragen Sie Ihre Freunde, Ihre Familie oder Ihren Partner, was sie an Ihnen schätzen. Oft wird das, was wir an uns nicht mögen, von den anderen viel positiver wahrgenommen oder fällt ihnen gar nicht auf.

  • Sehen Sie das große Ganze: Sie sind mehr als nur Ihr Äußeres. Ein definierter Bauch oder ein straffer Hintern macht Sie nicht liebenswerter, wenn Sie Ihren Mitmenschen sonst unfreundlich und arrogant begegnen.

  • Richten Sie ihren Fokus auf Ihre Stärken: Geben Sie sich selbst Komplimente, anstatt sich immer auf die Makel zu stürzen. "Heute habe ich meine Frisur schön hingekriegt!" Oder: "Ich mag das Strahlen in meinen Augen!" Nehmen Sie auch die Komplimente von anderen an und spielen Sie diese nicht runter. Antworten Sie einfach mit einem "Danke!".

  • Stellen Sie sich vor: Ihr Körper ist ein Haus – und in dem Haus, in dem Sie leben, möchten Sie es schön haben. Hegen und pflegen Sie Ihren Körper und entscheiden Sie sich für das, was ihm gut tut. Sie werden sehen, dass Sie sich in Ihrem Körper besser fühlen, wenn Sie auf ihn achten.

  • Werden Sie aktiv: Finden Sie eine Sportart, die Ihnen Spaß macht und versuchen Sie, diese ohne Leistungsdruck auszuüben. Sport hilft, den Körper wahrzunehmen und zu schätzen. Wenn Sie Stolz verspüren, weil Sie einen 10-Kilometer-Lauf geschafft oder beim Yoga eine neue Position hingekriegt haben, verändert es das Verhältnis zu Ihrem Körper zum Positiven. Gerade körperbetonte Sportarten wie Yoga sind besonders dafür geeignet, seinem Körper wieder näher zu kommen.

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